Die CDU-Chefin träumt von anderen Partnern

Köln · Auf dem Bundesparteitag der CDU zeigt sich Bundeskanzlerin und Parteichefin Angela Merkel ungewohnt emotional. Ihre Wut auf die rot-rot-grünen Experimente in Thüringen, hörbar in Merkels Rede, begeistert die Delegierten.

Köln. Niemals hat ein Parteitag Angela Merkel so emotional reden hören. Merkel ist eigentlich immer sachlich, das ist ihre Natur. In Köln ist es für einige Momente anders. In denen zeigt sich, wie groß die Wut über das rot-rot-grüne Bündnis in Thüringen auch bei der CDU-Vorsitzenden ist - und wie stark ihre Enttäuschung über den Koalitionspartner SPD. Es sind die Momente, die die Delegierten begeistern.
Merkel erobert den Saal nicht für die ersten 50 Minuten ihrer Rede, in denen sie über die Leistungen ihrer Regierung spricht. Einen zehnminütigen stehenden Applaus bekommt Merkel erst für ihre Angriffe gegen die neue von der Linkspartei geführte Regierung in Erfurt.
Sie spricht von einem "beklemmenden Zusammentreffen" mit dem 25. Jahrestag des Mauerfalls und erinnert an ihre eigenen Freiheitssehnsüchte damals in der DDR. Positiv kommt ihr aktueller Koalitionspartner in ihrer Rede nicht vor, nur "den Außenminister" erwähnt sei einmal - ohne Frank-Walter Steinmeiers Namen zu nennen. Geradezu demonstrativ nennt die Kanzlerin stattdessen andere mögliche Koalitionspartner. Zuerst die FDP, die viel zu früh abgeschrieben werde, wie sie meint. Und dann die Grünen. "Wir wären bereit gewesen", sagt die CDU-Vorsitzende über die Gespräche nach der letzten Bundestagswahl. "Schade drum", dass es nicht funktioniert habe. Über die schwarz-grüne Koalition in Hessen sagt die Kanzlerin, das sei ein neuer Weg, "ein guter Weg". Am Ende ruft Merkel ihre Partei zur Entscheidungsschlacht bei der Bundestagswahl 2017 auf. Nur eine starke Union werde Rot-Rot-Grün im Bund unmöglich machen.
Auch für diese Kampfansage bekommt sie anschließend 96,7 Prozent der Stimmen bei der "Wahl des Parteivorsitzenden". Delegierte interpretieren den kämpferischen Auftritt ihrer Parteichefin als Ankündigung, auch 2017 bei der Bundestagswahl wieder als Spitzenkandidatin anzutreten. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich ruft sie in einer kurzen Rede regelrecht dazu auf. Tatsächlich gibt es im ganzen Verlauf des Parteitages nicht den geringsten Eindruck von Amtsmüdigkeit bei der jetzt 60-Jährigen. Ein "Schwächeanfall" bei einem ZDF-Fernsehinterview am Vortag entpuppt sich als leichte Unterzuckerung. Abends beim Presseempfang ist Merkel wieder munter.
Ihre fünf bisherigen Stellvertreter, darunter CDU-Rheinland-Pfalz-Chefin Julia Klöckner (siehe Extra), werden bestätigt. Bei der Wahl der anderen Präsidiumsmitglieder setzt sich der 34 Jahre alte nordrhein-westfälische Nachwuchspolitiker Jens Spahn im ersten Wahlgang durch. Die Deutsch-Türkin Emine Demirbürken-Wegner wäre durchgefallen, aber der Zweitschlechteste, Hermann Gröhe, Gesundheitsminister und Ex-Generalsekretär, verzichtet zu ihren Gunsten auf den Präsidiumsjob.Extra

Die CDU hat nach der Parteivorsitzenden Angela Merkel auch deren fünf Stellvertreter bestätigt. Beim CDU-Parteitag in Köln erhielt die rheinland-pfälzische Landeschefin Julia Klöckner (Foto: dpa) mit 96,5 Prozent am Dienstag das beste Ergebnis. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier wurde mit 89,1 Prozent wiedergewählt. Der Chef der NRW-CDU, Armin Laschet, erhielt 76,1 Prozent. Baden-Württembergs Landeschef Thomas Strobl bekam 75,2 Prozent. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wurde mit 70,5 Prozent bestätigt. dpa

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