Die Chance ist groß

Normalerweise müsste Angela Merkel jetzt angst und bange werden angesichts der Inbrunst, mit der sie gestern vom Bayern Edmund Stoiber auf den Schild der Kanzlerkandidatin gehoben wurde.

Normalerweise müsste Angela Merkel jetzt angst und bange werden angesichts der Inbrunst, mit der sie gestern vom Bayern Edmund Stoiber auf den Schild der Kanzlerkandidatin gehoben wurde. Wer so viel von Vertrauen, Unterstützung und Einigkeit redet wie der CSU-Chef, der hat meist das Gegenteil im Sinn, der spannt schon mal die Büchse. Gerade Merkel kann aus langjähriger Erfahrung mit der Männerwirtschaft Union ein Lied davon singen. Diesmal gilt aber: Die Chance, den Machtwechsel zu schaffen, ist so groß wie nie – und auch Stoiber, von seiner eigenen Bedeutung ja stets übermannt, sieht seine Zukunft eher in Berlin als in München. Alle Protagonisten – ob sie nun Koch oder Wulff heißen – wissen darüber hinaus, sollten CDU und CSU die Wahl wegen schwesterlichem Kleinklein oder macho-mäßigem Gehabe vermasseln, die Unionsparteien stünden vor einer existenziellen Belastungsprobe. Das zwingt zur Geschlossenheit. Auch in der Politik gilt: Wer als Frau etwas werden will, muss doppelt so viel arbeiten wie ein Mann. Angela Merkel ist sich dessen bewusst. Der Weg zur Kanzlerkandidatin, den sie mit viel taktischem Gespür beschritten hat, war für die Ostdeutsche schließlich steinig genug. Und sie weiß: Die Inhalte, die sie vertreten will, müssen nun umso stimmiger sein. Dann hat sie in der Tat eine historische Chance: Nicht nur erste Kanzlerin Deutschlands zu werden, sondern sogar die mächtigste Frau in Europa. nachrichten.red@volksfreund.de

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