Die ctt schreibt wieder schwarze Zahlen

Trier · Der über Jahre hinweg kurz vor der Pleite stehende katholische Gesundheitskonzern ctt schreibt wieder schwarze Zahlen. Damit das so bleibt, sollen die 5000 Mitarbeiter ein letztes Mal zur Kasse gebeten werden.

 Die Zentrale der Cusanus Trägergesellschaft in der Trierer Friedrich-Wilhelm-Straße. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Zentrale der Cusanus Trägergesellschaft in der Trierer Friedrich-Wilhelm-Straße. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Wer wissen möchte, wie es um das langjährige Sorgenkind des Bistums Trier bestellt ist, muss nur ins Internet schauen. Im elektronischen Bundesanzeiger ( www.ebundesanzeiger.de) ist auch der letzte Jahresabschluss der Cusanus Trägergesellschaft Trier abrufbar. Der bereits vor zehn Monaten veröffentlichte Abschluss bilanziert das Geschäftsjahr 2009, das für die ctt kein schlechtes Jahr war: Die Bilanz weist einen Jahresüberschuss von knapp 6,4 Millionen Euro aus.
Zustimmung reine Formsache


Auch für die Geschäftsjahre 2010 und 2011 geben sich die ctt-Verantwortlichen verhalten optimistisch: Bestandsgefährdende Risiken bestünden nicht, ist in dem seitenlangen 2009er Abschluss zu lesen, das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit sei dank des mit der Mitarbeitervertretung vereinbarten Gehaltsverzichts beseitigt.
Allerdings, so heißt es weiter, könne "ab 2012 nicht ausgeschlossen werden, dass wiederum eine Bestandsgefährdung auftritt und dass aus diesem Grunde eine weitere Anschlussregelung erforderlich wird". Es war die Vorwegnahme dessen, was jetzt amtlich ist: Die über 5000 Beschäftigten der Cusanus Trägergesellschaft sollen für drei weitere Jahre auf Teile ihres Gehalts verzichten, um den katholischen Gesundheitskonzern zu stabilisieren.
Es soll der letzte Gehaltsverzicht sein, sagen die Verantwortlichen.
Die Gesamtmitarbeitervertretung und der Aufsichtsrat haben dem Ansinnen des ctt-Vorstands bereits zugestimmt, jetzt muss er nur noch von der Arbeitsrechtlichen Regionalkommission des Caritasverbands abgesegnet werden. Eine reine Formsache. "Bis Ende September wird wohl alles über die Bühne sein", meint der Vorsitzende der Gesamtmitarbeitervertretung, Jürgen Müller.
Die neue Vereinbarung - offiziell ist von einer Anschlussregelung die Rede - soll bis Ende 2014 gelten. Dass längst nicht alle ctt-Mitarbeiter sie lauthals bejubeln, ist ein offenes Geheimnis. Allerdings haben sie ab 1. Januar 2012 mehr im Portemonnaie als bislang. Denn derzeit wird den Beschäftigten das Jahresbrutto noch um durchschnittlich 6,1 Prozent geschmälert; künftig sind es dagegen nur noch 3,7 Prozent. Für Jürgen Müller und seine Kollegen aus den örtlichen Mitarbeitervertretungen war wichtig, dass die Gelder reinvestiert werden sollen. "Ohne die Zusicherung, dass unser Gehaltsverzicht auch unserer Einrichtung zugutekommt, hätten wir nicht zugestimmt", sagte ein Mitarbeitervertreter aus der Region Trier unserer Zeitung.
Eine weitere Forderung der Mitarbeitervertreter ist laut Müller die Fusion von Cusanus Trägergesellschaft und Marienhaus GmbH. Von den Plänen, die beiden großen katholischen Gesundheitskonzerne unter dem gemeinsamen Dach der Trierer Hildegard-Stiftung zu vereinen, hatte der TV bereits im Dezember berichtet. Wenn es dazu kommt, würde Trier zum Standort eines der größten deutschen Klinikträger.Die 1987 als Caritas Trägergesellschaft Trier gegründete ctt betreibt 32 Krankenhäuser, Kliniken, Alten- und Jugendhilfeeinrichtungen, die meisten davon in Rheinland-Pfalz und im Saarland. In der Region Trier gehören etwa das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich und das Altenheim im Eifelort Waxweiler zur ctt. 2009 wurde der katholische Gesundheitskonzern in eine GmbH umgewandelt und in Cusanus Trägergesellschaft umbenannt. Sämtliche Anteile hält die in Trier beheimatete kirchliche Hildegard-Stiftung. An deren Spitze stehen die beiden Ordensoberen Schwester Basina Kloos (Waldbreitbacher Franziskanerinnen) und Bruder Peter Berg (Barmherzige Brüder Trier). sey

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