Die einen setzen auf Ampel, die anderen auf Ausbildung

Mainz/Trier · Niemand will gefährliche Bakterien verzehren, wenn er ins Restaurant geht. Experten sagen: Die Zahlen zu den Lebensmittelkontrollen in Rheinland-Pfalz lassen sich verbessern. Dabei gibt es unterschiedliche Pläne.

Mainz/Trier. Entspannt lächelt Ulrike Höfken in die Fernsehkameras, als sie Interviews gibt. Die Ergebnisse des Lebensmitteluntersuchungsamtes (LUA) in Mainz treiben ihr keine Sorgenfalten auf die Stirn. Sie lässt die Zahlen für sich sprechen. Denn: Im bundesweiten Vergleich gibt es in Rheinland-Pfalz weniger Verstöße und Hygienemängel bei Kontrollen. Von mehr als 20 000 Proben entsprachen 2300 nicht den gesetzlichen Vorgaben, ein Anteil von 11,3 Prozent.
"Einen Skandal hat es nicht gegeben", sagt Höfken. Von Verbraucherschützern und aus der Lebensmittelbranche heißt es, die Zahlen seien gut, könnten aber deutlich besser sein. Ihre Ideen: Die Lebensmittel-Ampel: Andreas Winkler vom Verein Foodwatch muss lächeln, wenn er an Dänemark denkt. Und zwar wegen der Smileys. Sie stehen für das Konzept der dänischen Lebensmittelkontrollen. "Verbraucher wissen über einen lachenden Smiley bei einem Lokal, dass dieses sauber arbeitet. Weint der Smiley, hat es schon Hygienemängel gegeben", sagt der Pressesprecher, der in Trier studiert hat. Kommt ihm Deutschland in den Sinn, wird er wütend. "Hier können Leute nirgendwo im Internet herausfinden, ob ein Lokal schlampig arbeitet oder sauber." Ihm fehlt die Transparenz, wenn

Unternehmen gegen die Hygiene verstoßen. Daher setzt sich Foodwatch für die Lebensmittel-Ampel ein. Diese soll an Restaurants und Lebensmittelgeschäften signalisieren, dass alles sauber ist (grün), es geringe Hygienemängel gibt (orange) oder das Unternehmen aufgrund gravierender Verstöße gegen die Sauberkeit vorübergehend schließen musste (rot). Eine Ampel könne Ansporn für Gaststätten und Betriebe sein. Die Kennzeichnung hält Winkler auch wirtschaftlich für fair. "Der Laden, der mehr auf Hygiene setzt, hat größere Kosten und setzt vielleicht auf einen höheren Preis. Und der Verbraucher versteht nicht, warum der eine teurer ist als der andere."
Zu viel Offenheit kann aber zu Problemen führen. Die Stadt Trier veröffentlichte im Jahr 2012 auf ihrer Internetseite das Ergebnis einer Lebensmittelkontrolle, die bei einem Betrieb starke Hygienemängel feststellte. Der Gaststättenbetreiber klagte dagegen erfolgreich vor dem Verwaltungsgericht Trier. Lokalbesitzer fürchten die Stigmatisierung. Helfen könnte eine rechtliche Grundlage, sagt Winkler. Die Ampel. "Rheinland-Pfalz hält nichts davon ab, diese auch ohne den Bund einzuführen."

Stärkere Ausbildung: Wer nichts wird, wird Wirt. Einen wahren Kern habe der Spruch manchmal, sagt ausgerechnet Gereon Haumann, der Landeschef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands. "Bislang braucht es keine Ausbildung, um ein Lokal zu eröffnen." Das soll sich ändern, wenn es nach ihm geht. Haumann fordert in solchen Fällen, dass eine abgeschlossene Berufsausbildung im Gastgewerbe zur Pflicht wird. Dafür müsste die Regierung in Mainz das Landesgaststättengesetz ändern. Haumann sieht darin eine Chance, Mängel bei Lebensmittelkontrollen deutlich einzudämmen. "Wir unterstellen nicht böse Absicht, sondern Ahnungslosigkeit und Unwissenheit, wenn keine Ausbildung dahinter steht." Ohne die fehle es an nötigen Grundkenntnissen - auch in der Hygiene: "Da geht es um Fragen, wie ich eine Bierschankanlage professionell reinige oder dass ich eine Lebensmittellieferung nicht eine Stunde im Gang stehen lassen kann".Extra

Bei den Lebensmittelkontrollen in Gaststätten und Geschäften gab es in der Region Trier ganz unterschiedliche Ergebnisse. Im Landkreis Trier-Saarburg mussten sechs Betriebe aus hygienischen Gründen vor-übergehend schließen. In 25 Fällen mussten Geschäftsinhaber Bußgelder zahlen, im Vulkaneifelkreis einmal. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm gab es 59 Nachkontrollen aufgrund leichter Hygienemängel. Die häufigsten Probleme, auf die Kontrolleure stoßen, seien aber Kennzeichnungsmängel - wie etwa bei Allergenen. Ein Betrieb musste im Kreis Bernkastel-Wittlich wegen erheblicher Mängel zunächst geschlossen werden. Zwei Ordnungswidrigkeiten leitete der Kreis an die Staatsanwaltschaft weiter. Keine Bußgeldverfahren und Schließungen gab es dagegen in der Stadt Trier, in der im vergangenen Jahr 822 Betriebe kontrolliert wurden. flor

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