Die entscheidende Frage

Kaum ein anderes Thema bewegt in Trier derzeit so sehr wie der Aus- oder Neubau des Moselstadions. Dabei stehen sich Gegner und Befürworter wie so oft bei einem Projekt dieser Größenordnung 1:1 gegenüber.

Dass die Aufregung groß ist, obwohl bislang nur Zahlenspiele kursieren und erst wenige Fakten vorliegen, zeugt auch von einer hohen Emotionalität. Bemerkenswert ist, dass sowohl Oberbürgermeister Helmut Schröer als auch Bürgermeister Georg Bernarding (beide CDU) eifrig taktieren. Dass Schröer als Mitglied des Aufsichtsrates von Eintracht Trier kaum objektiv sein kann, liegt auf der Hand. Er demonstriert Zurückhaltung, um im nächsten Moment als glühender Verfechter eines Stadion-Neubaus aufzutreten. Ähnliches gilt für Bernarding. Hintergrund dieses Verhaltens: Durch die größte Fraktion im Stadtrat, die CDU, geht ein Riss. Die eine Hälfte will unbedingt eine neue Fußballarena, die andere lehnt sie vehement ab. Die Stadtoberhäupter können sich folglich zum ersten Mal nicht der Mehrheit ihrer eigenen Partei sicher sein und lavieren deshalb. Genau das ist jedoch der falsche Weg. Es geht angesichts der desolaten Finanzlage der Stadt Trier nicht mehr in dem Stil, in dem jahrzehntelang große Projekte durchgebracht wurden. Wer in einer Zeit, in der die öffentlichen Schuldenberge astronomische Höhen erreicht haben und Schulen, Straßen und Freibäder verrotten, für Millioneninvestitionen in den Sport eintritt, der muss dies gut begründen und bei Kommunalpolitikern wie Bürgern mit offenen Karten spielen. Die entscheidende Frage ist, ob man den Profifußball als so wichtigen Standortfaktor begreift, dass man ihn erhalten will. Um diese Frage zu beantworten, braucht es glasklare Fakten - die Schröer und Bernarding in der Schublade haben, aber nicht herausrücken. f.giarra@volksfreund.de

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