Was alles so gesagt wird, lässt sich Wochen später in einem Protokoll nachlesen. Beeindruckend sind dabei Vermerke wie "Unruhe im Hause", "Heiterkeit des Abgeordneten … " oder "Beifall bei … ". Auch alle Zwischenrufe, die Gäste und Beobachter auf der Tribüne während der Diskussion meist gar nicht hören, werden genau registriert. In diesem Jahr sorgt die Nürburgring-Affäre für den meisten Zündstoff. Bei diesem ernsten Thema beweisen die Parlamentarier im Eifer des Gefechtes Humor. So bezeichnet Alexander Licht (CDU) in der Oktober-Sitzung die Tatsachen als verheerend - und kassiert gleich einen Zwischenruf von Carsten Pörksen (SPD): "So wie ihre Rede!" Sozialdemokrat Frank Puchtler meint zur Union: "Ich zeige Ihnen ihre Probleme auf, bevor sie uns weiter kritisieren" - worauf Christine Schneider (CDU) einwirft: "Sie sind unser Problem!"

Solche Sticheleien von den Bänken können den Redner ganz schön durcheinanderbringen.

Wenn er aus dem Konzept gerät und sich auf einzelne Rufer einlässt, bereut er das meist sehr schnell. Denn die Redezeit ist streng begrenzt, und wer sie überschreitet, bekommt die Glocke des Landtagspräsidenten zu hören. Joachim Mertes macht davon rigoros Gebrauch, wenn er es für notwendig hält. Als zum Beispiel der Abgeordnete Günter Eymael in der ersten Rederunde ausschweift, hält ihm Mertes vor seinem zweiten Auftritt süffisant entgegen: "Herr Eymael, sie haben noch eine Redezeit von 90 Sekunden."

Nicht alle gehen mit diesen Regeln so souverän um wie FDP-Fraktionschef Herbert Mertin. Gerade hat er die Glocke vernommen und dennoch einen weiteren Satz gesprochen, da dreht er sich zu Mertes um und sagt lässig: "Ich bedaure die sechs Sekunden, Herr Präsident."