"Die Grenze der Belastbarkeit ist längst erreicht"

Mehr als zwei Milliarden Euro fehlen den deutschen Krankenhäusern in diesem Jahr. Auch die Kliniken in der Region müssen mit Mehrbelastungen in Millionenhöhe rechnen.

Trier. Energie ist teuer geworden - um mehr als 50 Prozent in den vergangenen acht Jahren. Auch die Mehrwertsteuer hat das Leben teurer gemacht. Nicht nur für Privathaushalte. Auch bei den Krankenhäusern reißen die höheren Ausgaben tiefe Löcher in die nicht größer werdenden Budgets. Die Kliniken schlagen Alarm: Zusammen mit den zu erwartenden Gehaltssteigerungen geht die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) von einem Minus aller deutschen Kliniken von mehr als zwei Milliarden Euro in diesem Jahr aus. Das entspricht den Gehältern von 40 000 Klinikärzten oder 66 000 Pflegekräften. Im Trierer Brüderkrankenhaus rechnet man mit 1,5 Millionen Euro Mehrausgaben in diesem Jahr - falls sich die Löhne lediglich um drei Prozent erhöhen (erwartet werden aber deutlich höhere Tarifabschlüsse). Trotzdem sieht Andreas Latz, kaufmännischer Direktor der Klinik, die wirtschaftliche Lage seines Hauses als stabil an. Nicht zuletzt, weil durch ein Plus von fast 800 Patienten im vorigen Jahr die Einnahmen leicht gestiegen sind. Kleine Häuser müssen ums Überleben kämpfen

Auch im Trierer Mutterhaus konnten die höheren Ausgaben laut Geschäftsführer Ralf Lunkenheimer durch ein Plus an Patienten ausgeglichen werden. Um die Energiekosten zu senken, plant man derzeit ein eigenes Blockheizkraftwerk. Im Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich rechnet man ebenfalls mit Mehrausgaben im Millionenbereich. Die finanzielle Belastbarkeit von kleineren Kliniken sei längst erreicht, sagt Birgit Kugel, Geschäftsführerin des Diözesan-Caritasverbandes und damit oberste Chefin von 66 katholischen Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Das Beispiel des Kreiskrankenhauses in Saarburg, der einzigen Klinik der Region in kommunaler Trägerschaft, zeigt, wie sich auch kleinere Kliniken behaupten können. 500 000 Euro betragen in diesem Jahr die Mehrkosten in dem 200-Betten-Haus - falls sich die Löhne im öffentlichen Dienst tatsächlich nur um drei Prozent erhöhen. Trotzdem rechne man damit, ein leichtes Plus zu machen, sagt Geschäftsführer Holger Brandt, weil man seit einiger Zeit einen Zulauf an Patienten verzeichne. Peter Schon bringt das Dilemma auf den Punkt: "Einerseits sollen wir bei einer kontinuierlich alternden Bevölkerung eine steigende Zahl an Patienten versorgen, andererseits werden uns seit Jahren die Mittel gekürzt." Die Konsequenz: Keine Neueinstellungen, das vorhandene Personal muss mehr arbeiten. Weitere Einbußen und Belastungen der Ärzte und Pfleger seien aber nicht mehr zu verantworten, sagt Schon.

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