Die Hängepartie ist zu Ende

Endgültig grünes Licht für den Ausbau der Europäischen Rechtsakademie in Trier: Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat zwei Millionen Euro für die Übernahme des ehemaligen Landeszentralbankgebäudes neben der ERA freigegeben.

 Das ehemalige Landeszentralbank-Gebäude, das jetzt der Europäischen Rechtsakademie zugeschlagen wird. TV-Foto: Dieter Lintz

Das ehemalige Landeszentralbank-Gebäude, das jetzt der Europäischen Rechtsakademie zugeschlagen wird. TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. Die Stille hat etwas Gespenstisches im ehemaligen Gebäude der Landeszentralbank. Noch vor Jahresfrist wurde in den mächtigen Safe-Räumen Geld gezählt, saßen 60 Angestellte in großen Schalterhallen und schicken Büros. Seit letztem September stehen die Räume hinter den dicken Mauern leer, transportieren die großzügigen Aufzüge weder Wagen voller Banknoten-Bündel noch eifrige Mitarbeiter. Erst 1998 war man hier eingezogen, die Kosten des Baus wurden seinerzeit mit 18 Millionen Euro beziffert. Dann kamen Bank-Reformen und Zentralisierungs-Maßnahmen und damit das Aus für den Standort. Der Verkaufspreis nach gerade mal zehn Jahren liegt bei 2,8 Millionen Euro - radikaler und unauffälliger ist in Trier noch nie Geld verbrannt worden. Aber was wie ein Musterfall für Landesrechnungshöfe erscheint, hat auch eine gute Seite. Denn zeitgleich mit den Bänkern öffnete 1998 auch die Europäische Rechtsakademie ihre Pforten und entpuppte sich - im Gegensatz zu den Nachbarn - als Erfolgsgeschichte mit Wachstumstendenz. 7000 Juristen aus der ganzen EU und einigen Beitritts-Aspiranten lassen sich hier jedes Jahr auf den neuesten Stand des europäischen Rechts bringen. 45 hoch qualifizierte Fachkräfte aus unterschiedlichen Ländern bereiten Tagungen und Seminare vor, schulen Mitarbeiter von Verwaltungen und Unternehmen, erstellen Studien für die EU-Kommission. Und weil die Union in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist, wächst auch die Nachfrage nach den Leistungen der ERA. "Wir platzen aus allen Nähten", sagt ERA-Direktor Wolfgang Heusel. Da kam die Kunde vom Auszug der Zentralbank gerade recht. Frühzeitig begann Heusel, unterstützt vom langjährigen ERA-Stiftungsratsvorsitzenden Horst Langes und den Bundestagsabgeordneten Karl Diller und Bernhard Kaster, eine mögliche Übernahme des LZB-Gebäudes einzufädeln. Dabei erwies sich weniger der Kaufpreis von 2,8 Millionen als Hindernis, Hauptproblem waren mehr als fünf Millionen Euro Umbaukosten, um das sperrige Bank-Gebäude als Kongress-Zentrum nutzbar zu machen. Im Dezember 2007 schien die Sache schon unter Dach und Fach, als der Bund einen Zuschuss von zunächst zwei Millionen Euro signalisierte, der im nächsten Haushaltsjahr noch einmal um die gleiche Summe aufgestockt werden sollte. Doch dann versahen die Haushälter den Posten mit einem Sperrvermerk, und der Vorgang geriet zur Hängepartie. Nun hat das parteiübergreifende Duo Diller/Kaster die Mittel endgültig losgeeist. Das sei "ein wichtiges Signal für Trier im Wettbewerb der Regionen", freut sich CDU-Mann Kaster und lobt die ERA als "führende Fortbildungseinrichtung innerhalb Europas". Die Erweiterung schaffe "die nötigen räumlichen und personellen Kapazitäten für den weiterhin steigenden Bedarf". Sogar Irland und Portugal haben sich beteiligt

Es wird erwartet, dass das Land Rheinland-Pfalz als Mitträger und -gründer der Institution mit weiteren zwei Millionen zusteigt. "Den Rest suche ich noch zusammen", sagt Direktor Heusel optimistisch. Er hofft auf die Beteiligung weiterer Bundesländer, aber auch neuer europaweiter Stifter, die sich für die Akademie engagieren. Nach eher zähem Beginn hat sich die Suche nach europäischen Unterstützern inzwischen positiv entwickelt. Seit man die Stiftungs-Beiträge gesenkt hat, sind 21 Mitgliedsstaaten bei der ERA eingestiegen. Sogar Irland und Portugal haben sich mit jeweils 100 000 Euro beteiligt. "An so was hätten wir früher nicht zu denken gewagt", schmunzelt ERA-Veteran Langes. Ganz in den Himmel werden die finanziellen Blütenträume wohl trotzdem nicht wachsen. Zum Beispiel Wolfgang Heusels Idee, die Stadt Trier könne die 1,3 Millionen Euro teure Chillida-Plastik auf dem Vorplatz kaufen. Auf eine entsprechende Anregung habe die stets klamme Stadt "bisher nicht reagiert".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort