Die heiße Spur führt nach Morbach

Morbach/Bad Reichenhall · Seit über drei Wochen sucht die bayerische Polizei mit Hochdruck nach einem brutalen Raubmörder. Inzwischen haben die Fahnder eine heiße Spur. Sie führt in die Hunsrückgemeinde Morbach.

Morbach/Bad Reichenhall. "Christoph R.?" - Wer sich gestern Nachmittag in Morbach über den seit diesem Tag auch öffentlich gesuchten jungen Mann aus dem Hunsrück erkundigte, stieß meist auf Achselzucken. "Tut mir leid, von dem habe ich nie etwas gehört", sagten die meisten von unserer Zeitung befragten Einwohner. Nur einige Nachbarn der Familie nickten mit dem Kopf. Er sei "ein netter, höflicher Junge", heißt es, der auch immer höflich gegrüßt habe.
Eine Schilderung, die so gar nicht zu dem passen will, was die Ermittler im Berchtesgadener Land dem 20-Jährigen zur Last legen. Der als Gebirgsjäger im bayerischen Bad Reichenhall eingesetzte Soldat soll in der Nacht zum 14. Juli in dem Ort einen 73-jährigen Rentner äußerst brutal ermordet und ausgeraubt haben. Kurz nach der ersten Tat soll R. dann noch eine 17-jährige Fahrradfahrerin durch Messerstiche schwerst verletzt haben. Die junge Frau kam in ein Krankenhaus, ist inzwischen außer Lebensgefahr. Auch ihr wurde in der Nacht des Überfalls das Portemonnaie und zusätzlich noch die Handtasche gestohlen.Brutales Gewaltverbrechen


Der Täter sei mit einer Brutalität vorgegangen, die einzigartig gewesen sei, hieß es nach dem Überfall in der örtlichen Tageszeitung. Doch nicht nur in Bad Reichenhall machte das wegen der zeitlichen Nähe zum Fußball-WM-Endspiel auch als "WM-Mord" bezeichnete Gewaltverbrechen Schlagzeilen. In ganz Süddeutschland berichteten die Medien tagelang ausführlich über die "brutale Blutnacht", wie eine Zeitung titelte. Eine 40-köpfige Sonderkommission wurde eingerichtet, der Druck auf die Beamten dürfte immens gewesen sein. Nach den Aussagen des überlebenden Opfers wurde ein Phantombild des Täters angefertigt: etwa 20 bis 30 Jahre alt, 1,75 bis 1,85 Meter groß, schlanke, athletische Figur wird der Gesuchte beschrieben.
Eine Beschreibung, die auf Christoph R. passt. Aber ins Visier der Ermittler geriet der junge Soldat zunächst nicht. Dafür wurde anderthalb Wochen nach dem Verbrechen in Bad Reichenhall von einem Sondereinsatzkommando ein 21-jähriger Tatverdächtiger festgenommen. Es hatten sich "mehrere Verdachtsmomente ergeben, die zu seiner Festnahme und Untersuchungshaft geführt hätten", hieß es in einer Polizeimeldung.
Trotzdem liefen die Ermittlungen offenbar weiter. Am vergangenen Wochenende geriet dann der junge Soldat aus Morbach ins Visier der Fahnder. Auf Anordnung eines Richters wurden am Sonntagabend seine Stube und sein Spind durchsucht, die Kleidung von R. sichergestellt und zur kriminaltechnischen Untersuchung in die Münchner Rechtsmedizin gebracht. Das Ergebnis: An der Kleidung entdeckten die Rechtsmediziner Blutspuren beider Opfer.Untergetaucht


R. wurde umgehend zur Fahndung ausgeschrieben. Seine Spur verliert sich am Dienstag vor zwei Wochen. Er war offenbar zunächst noch dienstlich in Unterfranken, bevor er anschließend mit der Bahn nach Morbach gefahren sein soll. An besagtem Dienstag soll er dann von Frankfurt am Main aus nach Norwegen geflogen sein. In welche Stadt, will Polizeisprecher Franz Sommerauer "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht sagen. Auch nicht, ob R. in der Vergangenheit schon einmal strafrechtlich in Erscheinung getreten ist.
Am Montag, immerhin das bestätigt Sommerauer auf Anfrage des Volksfreunds, flogen vier Ermittler der Sonderkommission mit einem Hubschrauber aus Bayern nach Morbach. "Zur Wohnungsüberprüfung", wie der Polizeisprecher sagt. Das Ergebnis: negativ. Keine Spur von R. Über seine mögliche weitere Reise in Norwegen sei nichts bekannt, heißt es bei der Polizei. Für Hinweise auf den mutmaßlichen Raubmörder hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 20 000 Euro ausgesetzt. Hinweise nimmt danach jede Polizeidienststelle entgegen.
Der zunächst festgenommene 21-Jährige ist inzwischen wieder aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

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