Die Kälte und die Karossen

Die klirrende Kälte hat auch die Landeshauptstadt fest im Griff. Nur wenige vermummte oder eingepackte Gestalten hasten durch die wie leer gefegten Straßen. "Welch´ ein Glück, dass wir noch frei haben", werden sich die Landtagsabgeordneten denken und es sich im mollig warmen Heim gemütlich machen.

Der parlamentarische Alltag holt sie erst in der kommenden Woche wieder ein. Die Minister und ihre Mitarbeiter sind hingegen schon an Bord. Unwillkürlich fragt man sich, wie es die Damen in ihren Kostümen, sofern sie welche tragen, oder die Herren in ihren Anzügen bei den Minus-Temperaturen aushalten. Immerhin haben sie in einer Hinsicht Glück: Im Gegensatz zu Otto Normalverbraucher, der morgens die Scheiben frei kratzen muss, bleiben sie davor verschont und steigen in wohl temperierte Limousinen ein, wenn sie zu Terminen müssen. Die Chauffeure bibbern während der Wartezeit hinter dem Steuer. Sie können schließlich nicht ununterbrochen den Motor laufen lassen, das wäre Umweltfrevel. Bei der Gelegenheit drängt sich eine Frage auf: Wie halten es eigentlich Ministerpräsident Kurt Beck und sein Kabinett, die an diesem Wochenende über ihre Position zur Änderung der KFZ-Steuer nachdenken, mit der eigenen Dienstflotte? Ein schadstoffarmer Kleinwagen mit einem Minister darin ward in Mainz noch nicht gesehen. Da die Bundesregierung den Kauf solcher Fahrzeuge begünstigen will, wäre das doch die passende Gelegenheit?! Vielleicht sollte Kurt Beck einmal Bernhard Busch, den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ruwer im Kreis Trier-Saarburg, anrufen (lassen). Der fährt aus Prinzip einen Polo.

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