Die Lage ist günstig

Kaum ein Tag vergeht, an dem sich Edmund Stoiber nicht zu Wort meldet. In zwei Monaten ist Landtagswahl in Bayern. Außerdem will der CSU-Chef beim Kampf um die Position desbesten Reformers innerhalb der Union, aber auch in der Republik, anscheinend noch ein gehöriges Wörtchen mitreden.

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Foto: axentis.de / Georg J. Lopata (www.axentis.de )

Jetzt hat sich der Ex-Kanzlerkandidat also die Arbeitszeit vorgeknöpft. Die Lage ist günstig. Denn zweifellos ist durch die desolate Verfassung der Gewerkschaften ein Vakuum entstanden, in das Stoiber prompt hinein stößt. Also will er die Arbeitnehmer quasi bei ihrer Vernunft packen - Mehrarbeit bei gleichem Lohn, das sichert den Job. Aber nicht nur. Die Idee freut vor allem die Arbeitgeber, weil Lohnkosten dadurch ein wenig gesenkt werden. Neu sind solche Forderungen nicht, schon gar nicht revolutionär. Auch Wirtschaftsminister Clement zielte mit seinem Feiertags-Vorstoß ja in die ähnliche Richtung. Was dabei aber geflissentlich vergessen wird, ist, dass durch Mehrarbeit mitnichten die Konjunktur angekurbelt wird. Der Stoiber-Vorschlag ist also ein Programm für Jobbesitzer und Unternehmer, aber nicht für Arbeitslose. Die Strukturprobleme unseres Arbeitsmarktes löst man damit jedenfalls nicht. Und noch etwas: Wie hält es der Bayer eigentlich mit den zahlreichen Berufen, in denen die Beschäftigten heute schon Überstundenberge vor sich her schieben? Und wann lösen die Arbeitgeber endlich ihr Versprechen ein, Zusatzarbeit abzubauen und dafür mehr Menschen einzustellen? Solche Fragen sollte Stoiber auch beantworten. nachrichten.red@volksfreund.de

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