Die Leichtigkeit des Katholisch-Seins

Mehr als ein Hauch von Weltjugendtag wehte rund um die Feierlichkeiten zur Einführung des neuen Bischofs. Bei strahlendem Sonnenschein spürte man, was der Kirche in diesen Tagen eher selten beschieden ist: Die an diesem Tag wunderbar erträgliche Leichtigkeit des Katholisch-Seins.

13 Uhr: Gäbe es nicht Menschen wie Edith Schmelzer, dann drohte das große Fest im Chaos zu versinken. Die resolute Dame bewacht den gotischen Saal im Kreuzgang , der den Bischöfen als Treffpunkt und Garderobe dient. "Sind Sie Bischof?", fragt sie energisch einen vergleichweise jungen Mann in Schwarz, der in den Raum schlüpfen will. "Weihbischof", kommt etwas eingeschüchtert die Antwort. "Dann dürfen Sie", sagt Edith Schmelzer und macht die Tür frei.

13.15 Uhr: Derweil gibt es auf dem Domfreihof eine Invasion in Gelb. 140 Messdiener stürmen die Türen. Auf ihren kanariengelben T-Shirts steht "Wir sind Bischof". Die Idee sei von den Jugendlichen selbst gekommen, erzählt Betreuer Markus Demmer. Im Dom befestigen sie ihr Transparent "You are welcome" direkt auf dem Sockel eines Kreuzes — wie Fans im Fußballstadion. Nur dass hier eine aufmerksame Regie dafür sorgt, dass das Plakat vor Beginn des offiziellen Teils wieder unauffällig verschwindet.

13.45 Uhr: Die Musiker von den städtischen Philharmonikern treffen ein. Sie gestalten mit dem Dom-Chor das Programm. Wenn sie im Dom fertig sind, müssen sie ins Theater, da gibt es heute Abend Brechts Dekadenz-Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny". Was für ein Kontrast.

14.05 Uhr: Überall rund um den Dom wird gesungen. Neben der Pforte steht der Kirchenchor aus Nickenig, dem Heimatort des neuen Bischofs. Seine getragenen Klänge verteilen sich trotz des Getümmels aufgrund der wunderbaren Akustik des Domfreihofs bis zu den Boule-Spielern unter den Platanen. Am Hintereingang sammeln sich Touristen und lauschen dem Aufwärm-Gesang des Dom-Chors, der durch die geöffneten Fenster des Probenraums dringt.

14.20 Uhr: In der gleißenden Sonne schwitzen 20 Herren vom Bund der historischen Schützenbrüder aus Maifeld in ihren schweren grünen Jacken. "Die bleiben an, das ist Ehrensache", sagt Schützenbruder Joachim Wolff. Unterdessen rollen auf der Großbaustelle hinter dem Dom die Limousinen der politischen Prominenz im Minutentakt ein.

14.25 Uhr: In der Gangolf-Kirche am Hauptmarkt bietet sich ein ungewöhnliches Bild. Über einen Großbildschirm flackert eine Ärzteserie. Natürlich nur zum Testen. Um 15 Uhr beginnt hier das "Public Viewing", für das Bistums-Mitarbeiter Wolfgang Alt gerade letzte Hand anlegt.

14.40 Uhr: Pfarrer Norbert Missong und seine Schützlinge sind nicht auf das Fernsehen angewiesen. Die vier Busse aus Nickenich, Kretz und Kruft waren so früh da, dass die beiden Hundertschaften aus der Heimat von Stefan Ackermann alle noch Plätze im Dom gefunden haben. Viele staunen, dass man bei rechtzeitiger Ankunft "einfach so" in das Gotteshaus hineinkommt. Keine Einlasskontrollen, nur freundliche Auskunftgeber — ein rumdum leichter Tag halt.

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