Die Mär Vollbeschäftigung

Es tut sich was auf dem Arbeitsmarkt. Wieder mal. Diesmal ist es aber eher erfreulicher Natur, 79 000 Menschen oder 0,2 Prozent weniger sind arbeitslos.

Es tut sich was auf dem Arbeitsmarkt. Wieder mal. Diesmal ist es aber eher erfreulicher Natur, 79 000 Menschen oder 0,2 Prozent weniger sind arbeitslos. Schon geht das Spielchen wieder los: Die einen beklatschen die Wende am Arbeitsmarkt, die anderen mahnen zur Vorsicht, das sei allerhöchstens eine kleine, saisonal bedingte Welle in der Arbeitslosenstatistik. Die Parteien nutzen die Steilvorlage natürlich, um entweder ihre bisherigen Rezepte zu loben, oder um vehement den Wechsel zu fordern und neue Lösungen anzubieten. Dresden lässt grüßen, der Wahlkampf ist noch nicht zu Ende.Die Zahl der Arbeitslosen ist eine der mit am meisten Spannung erwarteten Zahlen. Medien und Politiker schauen begierig auf die neuen Statistiken, immer auf der Suche nach der kleinsten Nuance, nach dem minimalsten Ausschlag nach oben oder unten, aus dem sich entweder eine Geschichte oder eine politische Argumentation machen ließe. Die Arbeitslosenquote gilt als Maßstab dafür, wie gut es unserem Lande geht.

Warum eigentlich? Warum muss es Vollbeschäftigung geben, dieses unerreichbar scheinende Ideal in weiter, weiter Ferne? Vollbeschäftigung ist eine Mär, sie war es schon immer und sie wird es bleiben. Wir leben nicht mehr in der Industriegesellschaft, sondern in einer Informationsgesellschaft. Da ist Arbeit mehr als bloße Existenzsicherung. Pausen im Arbeitsleben, Lücken im beruflichen Lebenslauf werden normal sein. Statt in absurden Ein-Euro-Job-Konstruktionen Arbeitslose mit unsinniger Arbeit zu quälen, sollten wir uns damit abfinden, dass es immer eine gewisse Anzahl von Menschen geben wird, die - zumindest zeitweise - ohne Arbeit sein werden. Darauf muss sich die Gesellschaft, darauf muss sich aber auch jeder Einzelne einstellen und vorbereiten. Auch wenn es im Einzelfall ein hartes Schicksal ist, es wird sich nicht ändern lassen.

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