Die Schlacht der großen Egos

Sowohl Kreise als auch Verbandsgemeinden wissen, dass ein Sturm auf sie zukommt. Keiner von beiden bestreitet die grundsätzliche Notwendigkeit einer Verwaltungsreform, eines Bürokratie-Abbaus und einer Optimierung verstaubter Strukturen.

Doch nicht sich selbst will man entstauben, sondern jeweils den Anderen. Der 24 Kreise repräsentierende Landkreistag und der für 163 Verbandsgemeinden sprechende Gemeinde- und Städtebund rüsten sich momentan für diesen Sturm und sammeln Argumente und Verbündete, um nicht weggeblasen zu werden. Der Vorstoß der FDP, die Verbandsgemeinden samt Bürgermeistern und Gemeinderäten abzuschaffen, war der Fanfarenstoß, der die Schlacht der großen Egos einleitete. SPD und CDU sprangen den Verbandsgemeinden nach der FDP-Attacke zur Seite - das konnten die Landkreise nicht unbeantwortet lassen. Sie nutzten den Landkreistag zum Start der Gegenoffensive. Bürgernah, kompetent, effizient - die Kreise schreiben sich alle Positivattribute zu. Zwar befürworten sie den FDP-Vorstoß, die Verbandsgemeinden abzuschaffen, nicht offiziell, doch das ist eine Finte. Die Botschaft lautet: Wer braucht denn schon die VG-Ebene, wenn er derart effektive Kreise hat? Eine Institution, die keine fundamentalen Befugnisse mehr hat, kann man ganz streichen: Der Landkreistag hofft, dass Bürger und Gesetzgeber diesen Schluss selbstständig ziehen. Die Schlacht der Verwaltungsebenen hat einen hohen Unterhaltungswert, doch dieser darf den zentralen Punkt nicht verdrängen: Nicht das große Ego zählt, sondern die sinnvolle Methode, den Verwaltungsapparat schneller und schlanker zu machen. j.pistorius@volksfreund.de

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