Die Supermacht braucht Hilfe

Recht kleinlaut sind die selbst ernannten Herren der Welt geworden. Seit dem schnellen Sieg, den die Supermacht USA gegen den militärischen Zwerg Irak errungen hat, sind gerade mal drei Monate vergangen - und Washington ist bereits dabei, vor dem Nachkriegs-Chaos (vor dem die Kriegskritiker immer gewarnt haben), zu kapitulieren.

Jetzt entdecken die amerikanischen Falken plötzlich den Nutzen der Uno, erinnern sich wieder an das "alte Europa", das bei der mühsamen Neuordnung des Irak vielleicht ein bisschen helfen könnte. Noch ist es nicht soweit, doch hinter den Kulissen spinnen die Amerikaner schon diplomatische Fäden. Der US-Senat hat bereits gefordert, Uno und Nato in den Irak-Einsatz einzubinden. Vier Milliarden Dollar pro Monat Stationierungskosten und bis zu 25 Angriffe täglich auf US-Soldaten, das zehrt nicht nur an der Substanz, sondern auch an der Moral. Und weil die Amerikaner Fragen der Moral stets flexibel zu handhaben pflegen, wie die lügenhafte Kriegsbegründung eindrucksvoll beweist, haben sie jetzt auch keine Skrupel, ausgerechnet diejenigen um Hilfe zu bitten, von deren Mitwirkung bei der Neuordnung des Irak sie zuvor nichts wissen wollten, und die sie wegen ihrer Kriegs-Skepsis sogar beschimpft hatten. Und doch: Obwohl die Bundeswehr durch ihr internationales Engagement extrem belastet ist, könnte sich Berlin einer offiziellen Bitte kaum verweigern. Als Gegenleistung müsste Washington allerdings erhebliche Zugeständnisse machen und die Verantwortung für die Mission der Uno und der Nato übertragen. nachrichten.red@volksfreund.de

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