Die Talente des Jahres

Es gibt sie, die Talente in der zweiten Reihe. Die einen sind noch jung und frisch im Berliner Politbetrieb unterwegs, die anderen sind schon etwas länger dabei. Doch sie alle haben sich in 2015 mit Nachdruck profilieren können - die acht Newcomer des Jahres im Bundestag.

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Reinhard Grindel hatte noch keiner für höhere Aufgaben auf dem Schirm. Er polarisiert eher, und eine besondere Fachqualifikation war nicht erkennbar. Hat er aber: den Fußball. Seit Jahren schon ist der Ex-Fernsehjournalist in der Verbandsarbeit engagiert, vom heimischen Rotenburger SV über den Niedersächsischen Verband bis zum Posten des DFB-Schatzmeisters. Jetzt hat sich der CDU-Abgeordnete auf dieser Nebenschiene ganz nach oben gearbeitet: Der 54-Jährige ist Topfavorit als DFB-Präsident. Grindel wird also im Sommer 2016 vielleicht/hoffentlich den EM-Pokal in die Luft stemmen.Katarina Barley war ein unbeschriebenes Blatt, als Sigmar Gabriel sie in die erste Reihe der Politik katapultierte: Generalsekretärin der Regierungspartei SPD. Im Bundestag hört man nur Positives. Die 46-jährige Abgeordnete aus Trier und zweifache Mutter sei stets freundlich und ziemlich fleißig. Als Justiziarin ihrer Fraktion hat die gebürtige Kölnerin viele Abgeordnete juristisch klug beraten. Kein Wunder bei der Vorgeschichte als Erfolgsanwältin, Richterin und Mitarbeiterin des Verfassungsgerichts. Mit Barley startet nun ein neuer Typus Generalsekretär: Lächeln statt Beißen. Auf den Anlass hätte er wohl gern verzichtet, auf den Karrieresprung selbst nicht: Jürgen Hardt wurde durch den unerwarteten Tod von Philipp Mißfelder im Herbst zum außenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Deutsch-Amerikanischer Koordinator ist er schon seit April 2014. Die Website des Auswärtigen Amtes zeigt ihn mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Der 52-jährige Abgeordnete aus dem Bergischen Land gehört nun zur ersten Garde der Außenpolitik und ist viel unterwegs. Ganz besonders gern in den USA. Er ist Transatlantiker durch und durch.Konstantin von Notz ist bissig, manchmal bärbeißig. Lockerlassen ist wahrlich keine seiner Eigenschaften. Der Grüne ist Obmann im NSA-Untersuchungsausschuss und ficht dafür, dass die Bundesregierung Leistung und Mut von Edward Snowden endlich auch anerkennt. Im Ausschuss zur NSA-Späh-Affäre hat er im vergangenen Jahr die Regierenden vor sich hergetrieben. Als Netzpolitiker weiß der 44-Jährige zudem, welch ein hohes Gut der Datenschutz ist. Dafür kämpft er. Sein Wahlkreis ist übrigens das Herzogtum Lauenburg-Stormarn-Süd. Passt zum Namen. Eva Högl ist eloquent und fair. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende hatte sich bereits einen Namen im Untersuchungsausschuss zur Nazi-Terrorgruppe NSU gemacht. An der Seite von Sebastian Edathy, der dann wegen Kinderporno-Verdachts ausschied. Letztes Jahr führte die 46-Jährige den Edathy-Ausschuss, der die Ungereimtheiten rund um diesen eher unappetitlichen Fall aufarbeitete. Högl widerstand der Versuchung, ihren ehemaligen Parteifreund und die SPD in ein besseres Licht zu stellen. Nicht zuletzt deshalb hat sie sich für Höheres empfohlen - für den Fraktionsvorsitz zum Beispiel. Dunkelrote Haare, blass geschminktes Gesicht und ein Piercing in der Lippe - Agnieszka Brugger von den Grünen passt nicht ins Parlamentarier-Raster. Schon deshalb schwärmt Ex-Partei-Chefin Claudia Roth von der 30-jährigen Deutsch-Polin. Roth pflegt bekanntlich ebenfalls ein unkonventionelles Äußeres. Doch Brugger hat sich auch mit einem für Frauen eher ungewöhnlichen Thema profiliert: Als Mitglied des Verteidigungsausschusses gibt sie der Regierung sachkundig und wortstark Zunder. Wie zuletzt bei der Verlängerung des Afghanistan-Mandats. Ihren Namen wird man sich merken müssen. Von null auf 100. Das gilt auch für Ansgar Heveling (CDU). Als Mitglied des Rechtsausschusses war der 43-Jährige reichlich unbekannt. Doch dann wurde der Mann aus NRW im September neuer Chef des Innenausschusses. Sein Vorgänger Wolfgang Bosbach trat wegen der Griechenland-Politik zurück. Bosbach verstand es, politisch und persönlich aus dem Amt viel Kapital zu schlagen. Die Chance, es ihm gleich zu tun, liegt für Heveling nun auf dem Silbertablett. Sein neuer Job könnte ihn in diesem Jahr in die Nachrichten und Talksendungen katapultieren. Das Gesicht von Andre Hahn flimmerte zuletzt regelmäßig über die Bildschirme. Der 52-jährige Linke aus Sachsen sitzt zwar erst seit 2013 im Bundestag, brachte es aber gleich zum Chef des für die Geheimdienste zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremiums. Noch nie zuvor war dort ein Linker der Kapitän. Allen Unkenrufen zum Trotz hat Hahn seinen Job gut erledigt. Und das, obwohl seine Partei die Geheimdienste am liebsten abschaffen würde. Nach den Regularien stellt ab Januar für ein Jahr wieder die Koalition den Vorsitz. Hahn wurde als Vizechef gewählt. Das ist auch ein Vertrauensbeweis.

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