Die Ware Arbeitskraft

Komisch: Da geht es darum, in Deutschland etwas einzuführen, was in halb Europa problemlos existiert, schon werden von interessierter Seite wieder Untergangsszenarien aufgebaut. Die Festlegung eines Mindestlohns wird, nüchtern betrachtet, keine Arbeitsplätze kosten.

Miserabel bezahlt sind hierzulande nur Jobs, die erstens nicht durch Automaten zu ersetzen sind (sonst hätten längst Maschinen die Arbeit übernommen) und die zweitens keine hohe Qualifikation erfordern (sonst wären sie besser bezahlt). Vor massenhafter Vernichtung vorhandener Arbeitsplätze braucht da keiner Angst zu haben. Freilich würde ein Mindestlohn die Schaffung neuer Jobs, etwa im privaten Dienstleistungsbereich, auch nicht gerade fördern. Wer auf diesen Sektor setzt, wird nicht umhin kommen, die Lücke zwischen auf dem Markt erzielbaren Löhnen und auskömmlichen Einkommen zu schließen, etwa durch Lohnzuschüsse oder Kombilohn. Unabhängig davon hätte ein Mindestlohn aber eine ganz entscheidende politische Wirkung: Er würde deutlich machen, dass unsere Gesellschaft nicht gewillt ist, die Ware Arbeitskraft zu einem Ramsch-Artikel zu degradieren, der beliebig zur Disposition dessen steht, der Lohnarbeit zu vergeben hat. Und das wäre ein Schritt in die richtige Richtung. d.lintz@volksfreund.de

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