Digitale Dörfer gegen die Landflucht

Mainz · Die zunehmende Digitalisierung bietet nach Ansicht der Mainzer Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) eine große Chance für den ländlichen Raum. Bis spätestens 2018 soll das sogenannte schnelle Internet landesweit verfügbar sein, sagte Dreyer bei einer Veranstaltung der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (Zirp).

Mainz. Abnehmende Einwohnerzahlen, fehlende Geschäfte, schlechte Infrastruktur, mangelhafte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr - das sind vielerorts im Land die Kennzeichen ländlicher Regionen. Doch es gibt auch positive Beispiele, von denen sich der eine oder andere Ort oder Raum eine Scheibe abschneiden könnte, um den Abwärtstrend zu stoppen oder es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.
Etliche dieser Mutmach-Beispiele hat die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz in den vergangenen drei Jahren zusammengetragen und die Ergebnisse am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt. Fazit laut Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Wenn möglichst viele unterschiedliche Akteure zusammenarbeiteten und sich vernetzten, habe der ländliche Raum Zukunft.
Eines dieser Positivbeispiele ist die Zusammenarbeit zwischen Stadt Bitburg und der Bitburger Braugruppe. Bürgermeister Joachim Kandels (CDU) und Bit-Geschäftsführer Werner Wolf waren am Donnerstag eigens nach Mainz gereist, um von der laut Zirp vorbildlichen Kooperation zu berichten. Zum Beispiel über das Public-Private-Partnership-Projekt einer Stadthalle mit Touristinformation und Markenerlebniswelt. 50 000 Besucher jährlich zieht allein die Markenerlebniswelt rund ums Thema Bier an. Von denen profitiert auch die Stadt, weil die dort ausgegebenen Bierbons anschließend in der Bitburger Gastronomie eingelöst werden und die Besucher damit auch in der Innenstadt bleiben und dort natürlich auch Geld ausgeben.
"Beide Seiten müssen bei einer solchen Zusammenarbeit gewinnen", ist laut Bit-Chef Wolf einer der Erfolgsfaktoren einer solchen Kooperation. Der zweite: "Nichts läuft automatisch ab, alles muss hart erarbeitet werden." Auch von der Kulturstiftung eines ehemaligen Bitburger-Gesellschafters profitiert die Stadt, ebenso von der überschüssigen Energie der Brauerei, die der Bitburger Eissporthalle zugutekommt.
Wolf und Kandels betonen, dass ländliche Regionen durchaus Pfunde hätten, mit denen sie gegenüber Ballungszentren wuchern könnten: "Bei uns gibt es keinen Stau, eine tolle Natur und attraktive Angebote für Familien." Und nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können letztlich auch die Fachkräfte für ein Leben auf dem Land gehalten und gewonnen werden.
Und wo hakt's? Laut Bit-Geschäftsführer Wolf bei Infrastrukturprojekten wie dem "dringend notwendigen Lückenschluss der Autobahn A 1" oder beim schnellen Internet.
Ministerpräsidentin Dreyer kündigte an, die geplante flächendeckende Versorgung mit einer Datenübertragungsrate von 50 Megabit pro Sekunde womöglich rascher als geplant hinzubekommen - also noch vor 2018. Bisher können erst zwei Drittel der Rheinland-Pfälzer das schnelle Internet nutzen.
Überhaupt sieht Dreyer in der zunehmenden Digitalisierung eine große Chance für den ländlichen Raum. Wie das in der Praxis aussehen kann, erforscht derzeit das Kaiserslauterner Fraunhofer Institut in einem auf drei Jahre angelegten Pilotprojekt. Laut Institutsleiter Professor Peter Liggesmeyer geht es darum, wie die Menschen auf dem Land durch neue digitale Konzepte etwa in den Bereichen medizinische Versorgung, Einkaufen oder Mobilität unterstützt werden können. Von den beiden Testregionen liegt allerdings keine in der Region Trier.
Die kostenlose Publikation unter dem Titel "Starke Wirtschaft, starke Regionen" ist bei der Zirp-Geschäftsstelle in Mainz erhältlich. Infos gibt es im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.zirp.de" class="more" text="www.zirp.de"%>
Extra

Die vor 23 Jahren gegründete Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (Zirp) will dazu beitragen, dass sich Rheinland-Pfalz erfolgreich entwickelt und im Standortwettbewerb der Regionen behaupten kann. Initiatoren waren der damalige Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) und BASF-Chef Jürgen Strube. Ziel der Zirp ist es, Zukunftsthemen aufzugreifen und dabei Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zu vernetzen. Laut Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist die Zirp ein bundesweit einmaliges Forum öffentlich-privater Zusammenarbeit - "unsere Denkfabrik". Der Initiative gehören über 80 Unternehmen und Institutionen an. sey

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