Diskret und professionell

Fast war der Tarifkonflikt bei der Bahn schon aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. In den vergangenen Wochen gab es keinerlei Verlautbarungen über den Verhandlungsstand hinter den Kulissen. Nun sieht es ganz danach aus, als würde sich alles zum Guten fügen.

Das Lob dafür gebührt in erster Linie Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler. Den beiden Vermittlern gelang es ebenso diskret wie professionell, die verhärteten Fronten zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und dem Bahnvorstand aufzubrechen. Parteipolitisch muss es der SPD zu denken geben, dass Biedenkopf und Geißler zwei gestandene Unionspolitiker sind. Mit dem Ausgang eines der härtesten deutschen Tarifkonflikte in der Nachkriegszeit haben die Genossen praktisch nichts zu tun. Das ist ein Armutszeugnis, wenn man bedenkt, dass sich die Sozialdemokraten als originäre Partei der Arbeitnehmerrechte verstehen. Den Bahnkunden und den Bahnmitarbeitern kann das freilich gleichgültig sein. Entscheidend ist, dass ein weiterer Streik auf der Schiene seit gestern kaum noch befürchtet werden muss. Schließlich gab die GDL ihre Maximalposition für einen eigenständigen Tarifvertrag praktisch auf. Stattdessen geht sie gemeinsam mit den anderen Bahn-Gewerkschaften ins weitere Verhandlungsrennen.

Aus Sicht der Bahn ist damit auch das Problem einer Zersplitterung der Tariflandschaft gebannt. Allerdings werden sich die Unternehmens-Chefs in der Sache nun bewegen müssen, denn die Lokführer verdienen angesichts ihrer Verantwortung zu wenig. Wenn sie es tun, sollte es möglich sein, bis Ende September einen allseits akzeptablen Tarifkompromiss zu finden.

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