Diskussion um ausgemusterte Altkennzeichen: "Das wäre doch eine tolle Werbung für uns"

Trier · Anfang April befassen sich die Länderverkehrsminister mit einem ungewöhnlichen Thema: Sollen die im Zuge diverser Gebietsreformen abgeschafften Autokennzeichen wieder zugelassen werden? Gibt's demnächst eine Renaissance von BKS-, PRÜ- oder SAB-Schildern?

 Die Santa Maria ist der Stolz des Löschzugs Mitte der Saarburger Feuerwehr und erinnert mit ihrem Kennzeichen an die Zeit vor 1969, als es noch den Landkreis Saarburg gab. TV-Foto: Archiv/Hermann Pütz

Die Santa Maria ist der Stolz des Löschzugs Mitte der Saarburger Feuerwehr und erinnert mit ihrem Kennzeichen an die Zeit vor 1969, als es noch den Landkreis Saarburg gab. TV-Foto: Archiv/Hermann Pütz

Trier. Irmburg und Franz-Josef Schaus aus dem Eifelörtchen Waxweiler gehören zu den wenigen Autofahrern in der Region Trier, die etwas aus der guten, alten Zeit in die unübersichtliche, schnelllebige Neuzeit hinübergerettet haben: ihren diamantblauen VW-Käfer, Baujahr 1968, und das dazugehörige historische Kennzeichen mit den Anfangsbuchstaben PRÜ. Im vor mehr als 40 Jahren aufgelösten Altkreis Prüm werden wohl nicht wenige Tränen in die Augen bekommen, wenn die Schaus mit ihrem gerade erst wieder über den Tüv gefahrenen PRÜ-Käfer an ihnen vorbeibrausen.

Traktoren retten Altkennzeichen



Dabei sind die Schaus beileibe nicht die Einzigen, die ein Auto mit einer längst nicht mehr vergebenen Buchstabenkombination auf dem Nummernschild ihr Eigen nennen: Allein rund um Prüm sind noch 604 Fahrzeuge mit dem Altkennzeichen regis triert, heißt: Sie sind seit mehr als 40 Jahren ununterbrochen angemeldet.

Fast die gleiche Zahl meldet die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich für den 1969 einverleibten Altkreis Bernkastel samt dazugehörigem BKS-Kennzeichen. "Es dürfte sich wegen der Langlebigkeit dabei meist um Traktoren handeln", sagt Sprecher Alfons Kuhnen. Und auch im ebenfalls 1969 aufgelösten Landkreis Saarburg sind immer noch 337 SAB-Fahrzeuge unterwegs, darunter zwei Löschfahrzeuge der Feuerwehr.

Leo Lauer hätte nichts dagegen, wenn die alte Buchstaben-Kombination eine neue Blüte erführe. "Das wäre doch eine tolle Werbung für unsere schöne Region", sagt der Verbandsbürgermeister und outet sich damit als heimlicher Anhänger der sogenannten Heilbronner Initiative Kennzeichenliberalisierung. Hinter diesem etwas sperrigen Begriff verbirgt sich ein Forschungsprojekt der dortigen Hochschule, das sich ausgemusterten oder gefährdeten Kennzeichen widmet. Die Bevölkerung von bundesweit über 80 betroffenen Kommunen wurde befragt, das Ergebnis ist eindeutig: Die meisten Bürger wollen ihre alten Autokennzeichen wiederhaben.

Forschungsleiter Professor Ralf Bochert glaubt, dass eine solche Umstellung ohne großen bürokratischen Aufwand und ohne Zusatzkosten problemlos möglich wäre. Für den Saarburger Verbandsbürgermeister Leo Lauer eine Voraussetzung, eine derartige Initiative in seiner Kommune zu unterstützen.

Bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg hält sich die Begeisterung über eine mögliche Wiedereinführung von Altkennzeichen dagegen in Grenzen. "Viel wichtiger wäre, wenn es Fortschritte bei der Online-Zulassung von Fahrzeugen gebe ", sagt Sprecher Thomas Müller, "oder ein persönliches, lebenslanges Kennzeichen, das auch bei Umzügen "mitgenommen" werden kann."

In eine ähnliche Richtung geht auch die Argumentation des Prümer Verbandsbürgermeisters Aloysius Söhngen. Er glaubt zwar auch, dass viele Prümer das alte Kennzeichen gerne wiederhaben möchten. "Aber mir persönlich wäre am liebsten ein Eifel-Kennzeichen, das alle Kreisgrenzen überspringt." Gegen eine solche Reform dürften allerdings die Bit-Brauer mobilmachen.

Umfrage und mehr zum Thema Kennzeichenliberalisierung:

volksfreund.de/extra

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort