Doerfert-Prozess: Neue Anklage, alte Vorwürfe

Trier · Zwei Anklagen, eine Verhandlung: Das Trierer Amtsgericht hat eine weitere Anklage gegen den Gesundheitsmanager Hans-Joachim Doer fert (67) in den bereits laufenden Prozess einbezogen. Abermals geht es um Insolvenzverschleppung und Bankrottdelikte.

 Hans-Joachim Doerfert. (Archivbild)

Hans-Joachim Doerfert. (Archivbild)

Foto: F. Vetter

Hatte der einst mächtigste Trierer Gesundheits- und Fußballmagnat bei den Pleite gegangenen Firmen Viomed AG und Clinic Investment Corporation GmbH (CIC) die Zügel fest in der Hand? Oder war Hans-Joachim Doerfert nur ein leitender Angestellter der beiden nicht sonderlich erfolgreichen Firmen? Seit Mitte April und inzwischen fünf Verhandlungstagen bemüht sich das Trierer Amtsgericht um eine Antwort auf diese Frage. Drei weitere Prozesstage sind bereits terminiert. Je nachdem, wie die Antwort ausfällt, könnte sie den 67-jährigen Ex-Chef des katholischen Gesundheitskonzerns ctt die Freiheit kosten. Denn auf die Doerfert zur Last gelegten Vorwürfe stehen schlimmstenfalls Gefängnisstrafen. Und seine Bewährung lief noch, als er die jetzt von der Koblenzer Staatsanwaltschaft angeklagten Straftaten begangen haben soll. Ginge es nach dem Angeklagten, wäre der Prozess gar nicht erst eröffnet worden oder zumindest längst vorbei. Hans-Joachim Doerfert streitet nämlich vehement ab, der faktische Geschäftsführer der beiden Trierer Firmen gewesen zu sein.

Bekannte aus alten Zeiten

Aus diesem Grund könne er auch nicht wegen Insolvenzverschleppung verurteilt werden, weil für den Insolvenzantrag nicht er, Doerfert, sondern der "richtige" Geschäftsführer zuständig gewesen sei. Viele Protagonisten, die bei den geschäftlich letztlich gescheiterten Firmen Viomed oder CIC mit von der Partie waren, kannte Doer fert noch aus den alten Zeiten - etwa den ehemaligen Chef der ctt-Tochter Ärztliche Abrechnung Trier. Auch der Ex-Geschäftsführer saß wegen krimineller Machenschaften einst eine Zeitlang im Gefängnis und hatte danach Schwierigkeiten, beruflich wieder Fuß zu fassen. Dabei ist der Mann ein versierter Spezialist für die Entwicklung von Controlling-Programmen für Krankenhäuser.

200 000 Euro jährlich sollte er bei der Viomed AG verdienen; bekommen aber hat er nur einen Bruchteil davon, bis die monatlichen Gehaltszahlungen am Ende ganz ausblieben.

Noch weniger bekam ein ehemaliger Viomed-Geschäftsführer, den ebenfalls Doerfert an Land gezogen hatte.
Nach eigenen Angaben kassierte der Diplom-Kaufmann gerade einmal das Kilometergeld und ein paar Euro Aufwandsentschädigung, bis er nach einem Jahr schon wieder gefeuert wurde - weil er dem Finanzamt versehentlich zu viel Geld überwiesen hatte, so seine Vermutung. Ein negatives Wort über das sich auf dem Gesundheitsmarkt tummelnde Unternehmen verliert der Mann aber nicht: "Die Geschäftsidee war richtig", meint er rückblickend. Womöglich wäre sie sogar erfolgreich gewesen, hätten die Betreiber einer Klinik am Bodensee auch ordnungsgemäß für die mit Viomed vereinbarte Beratung gezahlt. Doch statt der angeblich abgesprochenen 300 000 Euro Honorar seien am Ende nur 50 000 Euro geflossen.

Und was sagt er zu den Vorwürfen, dass Doerfert der eigentliche Chef der Viomed AG gewesen sei? "Es gab immer gemeinsame Absprachen", sagt der geschasste Geschäftsführer.

Der Prozess wird nächsten Freitag fortgesetzt.

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