Donald Trump und sein Problem mit den Frauen

Washington · Kein anderer, behauptet Donald Trump, habe mehr Achtung vor Frauen als Donald Trump. Es sind Standardsätze seiner Kampagne, ebenso oft bemüht wie die Phrasen, dass Amerika in der Welt nichts mehr gewinne, er aber es wieder zu einem großartigen Land machen werde.

Washington. In Wahrheit bietet der Bauunternehmer das Bild eines aus der Zeit gefallenen Machos, eine Mischung aus Stammtischbruder und Schulhofrüpel, der beschlossen hat, auf sämtliche Manieren zu verzichten, weil Manieren "politisch korrekt" sein könnten. Die Attitüde kann ihn im Herbst den Wahlsieg kosten, sollte er den Kandidatenwettstreit der Republikaner für sich entscheiden.
Nicht nur Afroamerikaner und Hispanics, vor allem auch weibliche Wähler werden zusehends zu einem Hindernis, das dem 69-Jährigen den Weg ins Oval Office versperren kann. Nach einer Umfrage des Wall Street Journal kann sich selbst jede zweite Republikanerin, von Demokratinnen ganz zu schweigen, im Moment nicht vorstellen, am 8. November für ihn zu stimmen.
Im Wahlkampf begann es damit, dass er Megyn Kelly, einer Moderatorin des Senders Fox News, vorwarf, ihre kritischen Fragen seien die Folge von Menstruationsproblemen. Es folgten abfällige Bemerkungen über das Aussehen Carly Fiorinas, der einzigen Frau unter den konservativen Anwärtern fürs Weiße Haus, und neulich eine Twitter-Attacke gegen Heidi Cruz, die Gattin seines innerparteilichen Rivalen Ted Cruz. Neben ein Foto, das die Goldman-Sachs-Bankerin mit verzerrtem Gesichtsausdruck zeigt, stellte der Milliardär eine vorteilhafte Aufnahme seiner modelschönen Gemahlin Melania. Dazu der Spruch: "Diese Bilder sagen so viel wie tausend Worte." Der Tiefpunkt war schließlich erreicht, als der New Yorker in einem Interview mit Chris Matthews, dem profiliertesten Journalisten des Nachrichtenkanals MSNBC, über Abtreibungen sprach.
Er sei dagegen, betonte Trump, der einst deutlich liberalere Positionen vertreten hatte. Wer von einem Verbrechen spreche, müsse dies auch gesetzlich regeln, hakte Matthews nach. Ob Abtreibung also bestraft werden solle? "Die Antwort ist, es muss irgendeine Form der Bestrafung geben." "Für die Frauen?" "Ja, irgendeine Form muss es geben." Der sofort losbrechende Sturm der Entrüstung zwang Trump zum Zurückrudern, was an sich schon Seltenheitswert hat. Nein, nicht Frauen sollten bestraft werden, sondern Ärzte, die Abtreibungen vornehmen, ließ er schriftlich erklären.
Fast wirkt es wie eine Zäsur, was man in diesen Tagen erlebt. Unter dem Eindruck massiver Frauenfeindlichkeit, der sich von Woche zu Woche verfestigt, könnte indes erstmals auch Trump Federn lassen.
Folgt man einer aktuellen Erhebung von CNN, haben 73 Prozent der Wählerinnen inzwischen eine negative Meinung von dem großmäuligen Geschäftsmann, während es noch im Oktober nur 57 Prozent waren. "Trumps Probleme mit Frauen scheinen unüberwindlich", doziert Jennifer Lawless, Politikwissenschaftlerin an der American University in Washington. Es sei praktisch undenkbar, dass er unter Frauen, die wiederum mehr als die Hälfte der Wählerschaft bilden, je eine Mehrheit gewinnen könnte. fhe
Eine Auswahl seiner frauenfeindlichen Zitate lesen Sie unter
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