Doppeltes Spiel?

Zu den guten Nachrichten des Wochenendes gehört ganz gewiss das Ableben des "Schlächters von Afrika" und Hitler-Verehrers Idi Amin. Kein Mitglied der zivilisierten Weltgemeinschaft wird seinen Tod bedauern.

Zu den schlechten Nachrichten zählt hingegen, dass es der Despot, dessen Terrorherrschaft vor keiner Unmenschlichkeit zurück schreckte, immerhin bis ins 80. Lebensjahr brachte und dabei bis zuletzt die Annehmlichkeiten eines Exils in Saudi-Arabien genießen konnte, die dem Aufenthalt in einem Luxushotel gleichkamen. Statt Wasser und Brot in einer Gefängniszelle also ein komfortablerLebensabend unter den schützenden Händen der könglichen Familie in Riad. Diese Farce, begründet mit dem Argument, Idi Amin sei Moslem gewesen und habe deshalb den Schutz durch andere Moslems verdient, lenkt erneut die Aufmerksamkeit auf die Herrscher-Clique im Ölscheichtum, die sich seit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 verstärkt unbequemer Fragen ausgesetzt sieht. 15 der 19 Flugzeugentführer stammten bekanntlich aus Saudi-Arabien, und Zahlungen vom Konto der saudi-arabischen Botschaftergattin in den USA fanden den Weg bis in die Hände von zwei der Terroristen. Auch hier haben die Landesväter in Riad das so beliebte Argument der Mildtätigkeit ins Spiel gebracht: Jeder Moslem sei schließlich verpflichtet, einem anderen Glaubensbruder zu helfen. Wer dabei allerdings - ob fahrlässig oder bewusst - nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheidet, darf sich nicht wundern, ins grelle Scheinwerferlicht des Argwohns zu geraten. Denn immer noch steht die Frage im Raum, ob die saudische Königsfamilie nicht ein doppeltes Spiel betreibt, bei dem man Washington eifrig seine Unterstützung im Kampf gegen den Terror versichert, sich gleichzeitig aber unter dem Mantel der Wohltätigkeit mit der Zahlung von "Schutzgeldern" an Osama bin Ladens Mörderriege Sicherheit vor Anschlägen erkauft - und den radikalen Wahhabisten in Saudi-Arabien das beruhigende Signal gibt: Seht her, auch wir unterstützen den Kampf der islamischen Brüder gegen die "Ungläubigen". nachrichten.red@volksfreund.de

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