Drei Fragen an ...

Trier · ...Martin Schneider, Chef des Ersatzkassenverbandes Rheinland-Pfalz.

Herr Schneider, können Sie den Zorn der Ärzte verstehen?Schneider: Wir haben kein Verständnis dafür, dass zum wiederholten Male versucht wird, einen Honorarstreit auf dem Rücken der Versicherten auszutragen. Die jetzt vereinbarte Erhöhung des Preises für ärztliche Leistungen um 0,9 Prozent bedeutet für die gesetzlichen Krankenkassen bereits eine Erhöhung der Arzthonorare bundesweit um fast 300 Millionen Euro. Hinzu kommen noch absehbare Honorarsteigerungen durch Verhandlungen in den Ländern für 2013. Damit drohen den Beitragszahlern zusätzliche Erhöhungen der Honorare um mehrere Hundert Millionen Euro.
Das heißt, die Forderungen der Ärzte sind überzogen?Schneider: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung scheint zum Opfer ihrer eigenen Erwartungshaltung geworden zu sein. Wer völlig überzogene Honorarzuwächse von über elf Prozent fordert, darf sich nicht wundern, wenn anschließend die Enttäuschung über einen realistischen Honorarabschluss unter den Ärzten umso höher ist. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollten ihre Kraft besser darauf verwenden, mehr Honorargerechtigkeit innerhalb der Ärzteschaft zu schaffen. Es ist völlig unverständlich, dass Allgemeinärzte schlechter vergütet werden als etwa Radiologen oder Laborärzte. Die Kassen könnten den Ärzten doch höhere Honorare zahlen - angesichts des Milliardenüberschusses, den sie machen, oder? Schneider: Die angeblichen Rekordüberschüsse würden bei Honorarerhöhungen, wie sie gefordert werden, sehr schnell der Vergangenheit angehören. Vor dem Hintergrund der konjunkturellen Eintrübung - Stichwort: Eurokrise - sowie der Tatsache, dass die Ausgaben der Kassen bereits jetzt schon wieder schneller ansteigen als ihre Einnahmen, sollte den Krankenkassen die Chance gegeben werde, für schlechtere Zeiten Rücklagen zu bilden. Die Fragen stellte unser Redakteur Bernd Wientjes

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort