Dreister Hochstapler angeklagt

TRIER. (sey) Kein Cent Kapital, keine Aufträge und keine Ahnung: Mit nichts als einer fixen Idee im Kopf soll ein 30-jähriger Trierer eine Baufirma gegründet haben. Als der Betrieb nach kurzer Zeit am Ende war, gingen die Schulden bereits in die Hunderttausende. Dem mutmaßlichen Betrüger und einem Kompagnon wird demnächst der Prozess gemacht.

Wenn die Vorwürfe der Trierer Staatsanwaltschaft zutreffen, muss es sich bei Christian T. um einen notorischen und besonders dreisten Hochstapler handeln. Ohne einen Cent auf der hohen Kante soll der arbeitslose Bauzeichner Anfang letzten Jahres in Trier eine Firma mit dem wohlklingenden Namen "TBS Construction" gegründet, Büros angemietet und mehr als ein Dutzend Leute eingestellt haben. Die Techniker, Maurer oder Kaufleute halfen beim Umbau der Räumlichkeiten mit oder chauffierten ihren Chef durch die Gegend, doch statt Bares gab es nur Gotteslohn. Auch diverse Vermieter und Lieferanten des 30-Jährigen blieben nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf ihren Forderungen sitzen. Der Schuldenstand der von Beginn an insolventen Trierer Baufirma soll zuletzt bei rund 360 000 Euro gelegen haben. Ab Ende August muss sich der in Untersuchungshaft sitzende Christian T. mit seinem mutmaßlichen Stellvertreter, einem 22-Jährigen, vor Gericht verantworten - wegen zigfachen Betrugs. Wegen der zahlreichen Vorwürfe sind zunächst acht Verhandlungstage angesetzt. "Ich möchte zum jetzigen Zeitpunkt keine Erklärung abgeben", sagt Sven Collet, der Verteidiger des Angeklagten, auf TV-Anfrage. Collets Mandant Christian T. ist für die Justiz alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Der gebürtige Trier wurde bereits mehrfach wegen Betrugs verurteilt. Die dickste Strafe kassierte der dreifache Vater 1997 vom Landgericht Hannover: viereinhalb Jahre Gefängnis wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung. Als Christian T. im letzten Spätsommer der Boden in Trier zu heiß wurde, setzte er sich offenbar in die Nähe von Bad Kreuznach ab - und machte weiter wie zuvor. Jedenfalls berichtete die örtliche Zeitung wenig später von einem Investor, der ein historisches Gebäude in Bad Münster am Stein-Ebernburg kaufen und in ein Erlebnisschloss mit angeschlossenem Swingerklub umbauen wolle. Der Name des Geschäftsführers: Christian T. alias Christian Freiherr von Sickingen. Der Deal platzte - wohl nicht nur wegen der fehlenden Geldmittel. Seit Mitte März sitzt der mutmaßliche Hochstapler in Trier in Untersuchungshaft.

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