Dringender Korrekturbedarf

Die Unruhe und Verunsicherung unter den Anlegern offener Immobilienfonds ist nach der Schließung der beiden Fonds der "KanAm Grund Kapitalanlagegesellschaft" groß. Ob es sich dabei um eine Krise der gesamten Branche handelt, ist noch nicht abzusehen.

Fest steht allerdings, dass viele offene Immobilienfonds seit Jahren Bewertungsprobleme haben. Im Dezember hatte die Deutsche Bank erstmals in der Geschichte der Anlageform einen offenen Immobilienfonds bis zur Neubewertung der Objekte geschlossen. Kräftig gefallene Preise für Häuser, Wohnungen und Geschäftsräume in Deutschland haben auch die Fonds der Sparkassengruppe und der Volks- und Raiffeisenbanken zu Wertberichtigungen angeregt. Weil die Mutterinstitute ihnen unter die Arme gegriffen hatten, blieben die Folgen für die Kunden jedoch gering. Auch wenn eine panische Massenflucht der Anleger aus anderen Fonds (noch) ausgeblieben ist, das Image der Branche ist angekratzt. Der Reformdruck wächst, mehr Transparenz ist gefragt. Immerhin haben viele Verbraucher ihr Geld zur Altersvorsorge in offene Immobilienfonds gesteckt - weil sie als sicher und ertragreich galten. Nicht nur die Bundesregierung hat nun den Handlungsbedarf erkannt. Auch der Branchenverband BVI reagiert und kündigt neue Regeln zur Bewertung der Fondsimmobilien an. Die Sachverständigen, die den Wert feststellen, sollen künftig von der Finanzaufsicht BaFin beauftragt werden. Auch soll verhindert werden, dass institutionelle Anleger hohe Beträge in Publikumsfonds parken, diese plötzlich entziehen und den Fonds in eine Liquiditätskrise stürzen. Noch liegt das Kind nicht im Brunnen, ist nicht alles zu spät - weder für Anleger noch fürs Finanzprodukt. Eine Kurskorrektur erscheint allerdings dringender denn je. s.schwadorf@volksfreund.de

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