Düsteres Bild

In der Wahrnehmung der Öffentlichkeit wird die brisante Lage in Afghanistan zumeist von den täglich neuen Blutbädern im Irak und dem Nuklearstreit mit dem Iran überlagert. Erst Tragödien wie der Tod von 14 britischen Soldaten am Wochenende rücken das Land wieder deutlicher ins Rampenlicht.

Dabei ergibt sich - und das ist auch angesichts der Bundeswehr-Präsenz von großer Bedeutung - allerdings kein schönes Bild. Fünf Jahre nach den Anschlägen des 11. September und einem Krieg, der damals breite internationale Akzeptanz fand und zum Sturz der Taliban-Regimes führte, zeigt besonders die Situation in den südlichen Provinzen die strategischen Fehler Washingtons. Viel zu früh sind große US-Kontingente abgezogen worden, weil sie für den Sturz von Saddam Hussein benötigt wurden, der mit den El-Kaida-Terrorattacken nicht in Verbindung gebracht werden kann. Auch die derzeitige Offensive der Isaf-Truppen gegen wiedererstarkte Aufständische dürfte die Lage nicht dauerhaft beruhigen, solange die Taliban weiter von relativ sicheren Positionen im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet operieren und offensichtlich mühelos neue Kämpfer rekrutieren können. Gleichzeitig liefert Afghanistans Präsident Hamid Karsai eine konstant enttäuschende Vorstellung: Ihm ist bisher weder eine Verbesserung der Sicherheitslage noch ein wirtschaftlicher Wiederaufschwung gelungen. Korruption, Gesetzlosigkeit und Frustration der Bürger greifen immer mehr um sich, und mit der Berufung einer zwielichtigen Figur aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität zum Polizeichef von Kabul gab Karsai ein wenig erfreuliches Signal. Hinzu kommt, dass der Opiumhandel wieder erschreckende Ausmaße angenommen hat und gerade für die Extremisten eine willkommene Einnahmequelle darstellt. Alles in allem ein düsteres Bild, das zu dem Fazit verführen könnte: Fünf Jahre nachdem der Krieg für die USA schnell gewonnen schien, verbietet es sich aus heutiger Sicht, von einem dauerhaften Sieg zu reden. nachrichten.red@volksfreund.de

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