Dunkelblaues Auge für "Prügel-Clique"

BITBURG. Weil sie mehrere Mitschüler misshandelt haben, hat das Bitburger Jugendschöffengericht sieben Jugendliche zu teilweise empfindlichen Strafen verurteilt. Der 16-jährige Haupttäter bekam zwei Jahre Gefängnis aufgebrummt.

"Wenn ich Scheiße baue, gehe ich zurück in den Bunker." Mit diesen Worten schildert Jochen G. nach der Urteilsverkündung seinen vor dem Sitzungssaal wartenden Freunden den kurz zuvor verkündeten Richterspruch. Amtsgerichtsdirektor Werner von Schichau und die beiden Schöffen haben den 16-jährigen Hauptangeklagten noch einmal mit einem "dunkelblauen Auge" davon kommen lassen. Zwar wurde Jochen G. wegen der monatelangen brutalen Misshandlungen mehrere Mitschüler zu einer zweijährigen Jugendstrafe verurteilt. Die allerdings kann in einem guten halben Jahr zur Bewährung ausgesetzt werden, wenn sich der auf freien Fuß gesetzte Teenager bis dahin nichts mehr zu Schulden kommen lässt. Vorbewährung, nennen das die Juristen."Seitdem ist es wieder schön in der Schule"

Fast viereinhalb Monate hat Jochen G. in Wittlich am Stück "gesessen", als er gestern Morgen um kurz nach halb neun in der "Grünen Minna" nach Bitburg zum Prozess gebracht wird. Durch einen Hintereingang führen zwei Justizbeamte den mit Handschellen gefesselten Jugendlichen ins Gerichtsgebäude. Dort muss er in einer Zelle auf den Beginn der Verhandlung warten. Vor dem Gerichtssaal trudeln derweil Jochens Kompagnons ein, begleitet von Angehörigen und Rechtsanwälten. Staatsanwalt Matthias Teriet wirft den 15 bis 17 Jahre alten Jugendlichen aus dem Raum Prüm vor, Mitschüler der Berufsbildenden Schule Prüm aufs übelste malträtiert zu haben. Das "Repertoire" der Prügelknaben: Schläge ins Gesicht, Fausthiebe in den Magen, Dresche mit dem Elektrokabel und anderes mehr. Anfang Februar alarmierte die Schulleitung endlich die Polizei. "Irgendwann musste ja etwas passieren. So konnte das nicht weitergehen", sagt Denis, eines der Opfer, nach seiner gestrigen Zeugenaussage vor Gericht. Denis kennt den Hauptangeklagten Jochen G. schon lange, war mit ihm erst gemeinsam auf der Sonderschule, bevor sie im vergangenen Jahr auf die Berufsschule wechselten. Seit drei Jahren, erzählt der 18-Jährige, habe er von Jochen G. und seiner Clique immer mal wieder "'ne Abreibung bekommen". Eines Grundes bedurfte es dazu nicht. "Die hatten einfach Lust, sich an anderen gütlich zu tun und ihren Frust abzureagieren", sagt später Amtsgerichtsdirektor Werner von Schichau.Gleich mehrfach in die Mangel genommen

Auch der 17-jährige Falco wurde von der "Prügel-Clique" (von Schichau) mehrfach in die Mangel genommen. Einmal, im Dezember, so heftig, dass er anschließend mit dem Krankenwagen ins Prümer Krankenhaus gebracht werden musste. Als Falco Tage später wieder in die Schule kam, gab's gleich die nächste Abreibung. "Vielleicht", sagt seine Mutter heute, "hätte ich schon damals zur Polizei gehen sollen. Aber ich wollte niemanden kriminalisieren." "Schon verwunderlich", meint Richter von Schichau, "dass das nicht vorher aufgefallen ist." Anfang Februar zogen Schulleitung und Polizei endlich einen Schlussstrich unter die Prügel-Exzesse an der Prümer BBS. Jochen G., der Rädelsführer, kam wegen Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft, mehrere Kompagnons flogen von der Penne. "Seitdem", sagt Falco, "ist es wieder schön in der Schule." Jochen G. wird nicht mehr an die BBS zurückkehren. "Er hat eingesehen", sagt sein Anwalt Erwin Barthel, "dass er Unrecht getan und seine Mitschüler geschädigt hat." Mit dem Richterspruch dürfte auch Falcos Mutter zufrieden sein. "Ich habe keine Rachegelüste", hatte sie kurz vor der Urteilsverkündung gesagt. "Hoffentlich wird jetzt auch den Jungs geholfen."

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