Echt peinlich, ejh

Echt geil! Jetzt kommen die Fernsehwächter endlich auf den Trichter, dass der Blick in die Glotze voll auf das Hirn schlägt. Super peinlich, ejh, diese Spätpeiler! Spaß beiseite. Barbarisch und verwahrlost sei die Sprache in Deutschland geworden, nicht zuletzt durch den Einfluss der privaten Fernsehsender.

Diese Klage führt Theologe Norbert Schneider nicht zu Unrecht. In den vergangenen 20 Jahren hat sich vieles gewandelt im Umgangston dieses Landes. Nicht immer zum Vorteil. Alleine die Medien dafür verantwortlich zu machen, wäre allerdings falsch. Es sind mindestens ebenso die sozialen Veränderungen, die das Sprachzentrum der Nation steuern. Die Entwicklung zur multikulturellen Gesellschaft spiegelt sich dort genauso wie die zunehmende Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten. Der Verlust an Gemeinsinn, die zunehmende Ellbogen-Mentalität und die pausenlose Beschleunigung des privaten und beruflichen Lebens tun ihr Übriges, um die lebendige deutsche Sprache schneller zu verändern, als dies konservativen Sprachtheoretikern lieb sein kann. Als es nur einen, zwei oder drei Fernsehsender gab, war die Welt noch in Ordnung. Eskapaden ins Umgangssprachliche wurden damals schwer geahndet. Doch rissen die Sendungen - egal ob zur Information oder Unterhaltung gedacht - häufig nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Hier hat das Privatfernsehen richtig Dampf gemacht. Aldi-Fernsehen nennt Schneider den Wust von wenig gehaltvollen Serien, Quizsendungen und Casting-Shows. Medialer Dünnpfiff wäre für viele dieser Produktionen die richtige Bezeichnung - wäre dies erlaubt. Aber zum Glück gibt es auch im Fernsehen noch gute Unterhaltung, allen Unkenrufen zum Trotz, mehr denn je. Man muss nur das richtige Programm wählen oder - hier kommt die Erziehung ins Spiel - abschalten. r.neubert@volksfeund.de

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