Eifel-Lamm und Hunsrück-Apfel

MAINZ. Eifel-Lamm, Zander und Bratapfel - das wurde gestern beim Mittagessen für George W. Bush im Mainzer Schloss serviert. 110 Gäste nahmen daran teil, einer von ihnen: Landtagspräsident Christoph Grimm aus Trier.

"Das war toll. So was man erlebt man nicht jeden Tag." Selbst ein Landtagspräsident, der schon mehrere Empfänge erlebt und protokollarische Pflichten hinter sich gebracht hat, scheint noch feuchte Hände zu bekommen, wenn er dem US-Präsidenten gegenüber steht. SPD-Politiker Christoph Grimm ist auch nach dem über einstündigen Essen im Mainzer Schloss noch beeindruckt von der "entspannten Atmosphäre". Wo ansonsten einmal im Jahr die Mainzer Narren singen und lachen, ging es gestern sehr feierlich zu. Der Landtagspräsident war neben Ministerpräsident Kurt Beck einer der wenigen rheinland-pfälzischen Politiker, die an dem Dreigang-Diner teilnehmen durften. Ansonsten unter den 110 geladenen Gästen viele Promis: Showmaster Thomas Gottschalk, Fussball-Kaiser Franz Beckenbauer, Kardinal Karl Lehmann, Bischof Wolfgang Huber, DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp, CDU-Chefin Angela Merkel. Und alle, also auch Grimm, durften Bush und seiner Frau Laura die Hand schütteln. Näher kamen an den Präsidenten aber nur wenige ran. Während Ministerpräsident Beck als Hausherr und Landesvater am Tisch des Präsidenten sitzen durfte, musste der Trierer allerdings mit einem Platz am Nachbartisch Vorlieb nehmen. Auch wenn er sechs Meter von Bush und Bundeskanzler Schröder entfernt sitzen musste, habe er mitbekommen, dass die beiden sehr entspannt und locker miteinander umgegangen seien. Nach den laut Grimm "launischen, angemessenen" Tischreden von Bush und Schröder wurde dann das für Staatsempfänge eher bescheidene Dreigang-Menu serviert, um das lange ein Geheimnis gemacht wurde. Es gab kleine, aber feine Regional-Küche, wie Grimm gestern verriet: Dialog von Zander und Flusskrebsen mit Törtchen von Rahmkolrabi, Eifel-Lamm an Thymian-Senf-Kruste auf Gartenbohnenpanaché und zum Dessert gebrannte Vanillecreme mit Hunsrücker Bratapfel. Die spannende Frage dabei: Woher kam das Lamm? "Aus der Vordereifel aus Bad-Neuenahr", sagt Grimm. Auch bei den Weinen wurde die Region nicht beachtet. Weder Mosel noch Saar oder Ruwer stand auf den Etiketten der drei servierten Weiß- und Rotweine. Sie kamen von der Ahr und der Nahe. Während Grimm ohne Probleme aus Mainz ("Eine Geisterstadt") raus kam und schon kurz nach dem Essen auf dem Weg nach Trier war, mussten viele Bewohner der Landeshauptstadt gestern wegen der Sicherheitsvorkehrungen Nerven haben. Zeitweise ging gar nichts mehr: "Die Sicherheitsvorkehrungen sind schwer erträglich", meinte daher auch Grimm und kann sich trotz des "Erlebnisses" einen Seitenhieb nicht verkneifen. Die Maßnahmen stünden in keinem Verhältnis zu dem politischen Nutzen des Gespräches zwischen Bush und Schröder.

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