Ein Armutszeugnis

Die Idee zu einem periodischen Armuts- und Reichtumsbericht stammt noch aus der Zeit der bürgerlichen CDU/CSU/FDP-Koalition. Rot-Grün gefiel sich damals als Antreiber und wollte so belegen, dass etwas faul ist im Staate, weil die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander gehe. Und dass man gegensteuern müsse. Jetzt haben sie die Bescherung: Auch der zweite Armuts- und Reichtumsbericht (nach 2001) zeigt die Vermögens-Kluft im Lande – die unter Rot-Grün noch größer geworden ist. Es darf deshalb niemanden überraschen, dass die Opposition von einem "Armutszeugnis" spricht. Allerdings wäre die Lage kaum anders, wenn die Union heute regieren würde: Schon der erste Bericht (aus 2001) hat dargelegt, dass die Zahl der Armen wie die der Reichen seit 1983 stetig anwuchs. Insofern haben die Parteien wenig Anlass, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Der wesentliche Grund für die Verfestigung der Misere liegt in der Massenarbeitslosigkeit, unter der immer mehr Menschen zu leiden haben. Die Kausalkette ist klar: Kein Job, wenig Geld, mehr Armut. Dass dieser Zustand beklagenswert ist und abgestellt gehört, erklärt sich von selbst. Patentrezepte sind aber nicht vorhanden, und so lässt sich das Problem nur lösen durch ein Ziel, das beinahe utopisch wirkt: Vollbeschäftigung. Das ist in weiter Ferne, doch darf eine Gesellschaft, die etwas auf sich hält, in dem Bemühen nicht nachlassen, diesem Ziel zumindest näher zu kommen. nachrichten.red@volksfreund.de

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