Ein bisschen mehr Glasnost

Eines ist der normale deutsche Bundestagsabgeordnete mit Sicherheit nicht: ein Zuvielverdiener. Wer sich Tag, Abend und meist auch noch das Wochenende um die Ohre schlägt, um Politik zu machen, der ist mit 7000 Euro Diäten nebst einer halb so hohen Pauschale bestimmt nicht überbezahlt.

Gute Leute würden bei einem vergleichbaren Job in der freien Wirtschaft wahrscheinlich wesentlich mehr verdienen und nicht so häufig öffentlich geprügelt werden. Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Parlamentarier neben dem Polit-Job noch seinem erlernten Beruf nachgeht oder in irgend einem Beratungs- oder Aufsichtsgremium sitzt. Gut, wenn ein Politiker auch noch etwas anderes macht, als sich nur unter seinesgleichen zu tummeln. Allerdings: Der Wähler hat ein Anrecht darauf zu erfahren, auf welcher Gehaltsliste "sein" Abgeordneter noch steht und was ihm der Zweit- oder Drittjob an finanziellem Zubrot einbringt. Könnte ja schließlich sein, dass ein allzu üppiges Honorar die Meinungsbildung des einen oder anderen Parlamentariers beflügelt. Oder auch nicht. Dann aber muss ein hauptamtlicher Volks-Vertreter vor ein bisschen mehr Glasnost auch keine Bange haben. Der häufig angezweifelten Politiker-Glaubwürdigkeit jedenfalls würde die Veröffentlichung der Nebeneinkünfte nicht schaden. r.seydewitz@volksfreund.de

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