Ein blutender Kontinent

"La Croix" (Paris): "Wahlen rufen in bestimmten Ländern gefährliche Spannungen hervor. Sie verändern die Gleichgewichte, enthüllen Korruption, stören etablierte Machthaber und wecken Hoffnungen.

Häufig sind sie nur das Alibi eines politischen Spiels, um Oppositionellen den legalen Zugang zur Macht zu verschließen. Die Gewalt in Kenia trifft ein Land mit kräftigem Wirtschaftswachstum und florierendem Tourismus, das man friedlich und stabil glaubte. Doch die jetzt ausgebrochenen Rivalitäten zeigen, dass es im Vorfeld an guter Regierungspraxis gemangelt hat.""La Stampa" (Rom): "Ein Fiasko. Ein Wort für die derzeitige Situation ist schnell gefunden, ohne sich auch nur anzustrengen. Alle guten Vorsätze, alle Versprechen, alle epochalen Ankündigungen von Bush, Solana, Gordon Brown und Sarkozy kann man in diesem einen Wort zusammenfassen. Man müsste heute noch einmal die Dokumente des EU-Afrika-Gipfels in Lissabon lesen, die von so vielen lächelnden Gesichtern unterzeichnet wurden (...) und sich dann die Karte eines Kontinents angucken, der blutend und müde das Jahr 2008 beginnt. "Die Presse" (Wien): "In Kenia gilt Politik als Mittel, um sich Reichtum zu verschaffen. An vielen Amtsträgern klebt ein langer Appendix, Bindemittel sind Klientelismus und Vetternwirtschaft entlang ethnischer Linien. Legendär die Aussage eines Botschafters, die Liste vertrauenswürdiger Minister passe auf eine Briefmarke. Solange Politik als rabiater Ethno-Klientelismus missverstanden wird, kann jederzeit wieder eine Kirche brennen."

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