Ein Dreamteam - und dann lange gar nichts: Schwarz-rote Regierung zur Halbzeit mit durchwachsener Bilanz

Berlin · Ein Team war die schwarz-rote Regierungsmannschaft nicht immer, aber sie hat leidlich funktioniert. International spielt man gut mit, dank eines herausragenden Mittelfeldes. Im Sturm und in der Abwehr gibt es hingegen manche Schwäche...

Ein Dreamteam - und dann lange gar nichts: Schwarz-rote Regierung zur Halbzeit mit durchwachsener Bilanz
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Ein Dreamteam - und dann lange gar nichts: Schwarz-rote Regierung zur Halbzeit mit durchwachsener Bilanz
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Berlin. Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und trotz vieler ernster Themen folgt hier eine nicht ganz bierernste Spielerbewertung (nach Schulnoten) zur Halbzeit:

Peter Altmaier (2), Torwart: An ihm lässt sich so schnell kein Ball vorbeischlenzen. Mit seiner Körperfülle verstopft er den Kasten. Der Saarländer arbeitet hart im Kraftraum, sollte aber seine Ernährung umstellen. Meist musste er die Fehler anderer ausputzen, die vom Sturmlauf der Flüchtlingsteams überrascht wurden. Lässt kein Mikro aus, um die Taktik zu erklären.

Thomas de Maizière (5), Innenverteidiger: An ihm ist das Spiel in der ersten Halbzeit komplett vorbeigelaufen. Phasenweise hatte man den Eindruck, er sei gar nicht auf dem Platz. Antizipiert schlecht, zum Beispiel den Flüchtlingsstrom, und reagiert dann langsam. Nahm sich in heiklen Situationen sogar noch manche Auszeit. In dieser Verfassung gehört er nicht in den Kader.

Manuela Schwesig (3), Innenverteidigerin: Sie gehört zu den Nachwuchstalenten im SPD-Team. Anfangs wollte sie mit einer subventionierten Familienarbeitszeit voranstürmen, bekam dafür aber einen Rüffel der Kapitänin. Rappelte sich nach einem Foul der Union bei der Frauenquote wieder hoch. Muss taktisch noch hinzulernen und etwas mannschaftsdienlicher spielen.

Heiko Maas (2), Linksverteidiger: Leistet prima Abwehrarbeit gegen Angriffe von rechts. Nach vorne gelingt ihm manche gute Vorlage, was man vorher nicht erwartet hatte. Galt er doch in der zweiten Liga als Leichtgewicht. Ab und an fehlt ihm freilich immer noch die Präzision. Sein Trick mit der Mietpreisbremse war zwar cool, aber auf dem Platz nur wenig effektiv.

Ursula von der Leyen (4), Rechtsverteidigerin: Hatte einen schlechten Start und schob das immer wieder auf Probleme mit der Ausrüstung. Oder machte de Maizière verantwortlich. Spielt zu eigensinnig. Impulse nach vorn können vor ihr schon lange enden - meist ohne kreative Ideen. Dann muss Steinmeier absichern.

Angela Merkel (1), Mittelfeld: Die Kapitänin hat es anfangs laufen lassen, dachte, dass ein Unentschieden, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, doch auch ein schönes Ergebnis sei. War dann aber hellwach. Griechenland, Ukraine, Flüchtlingskrise. Eine echte Spielmacherin, die die anderen immer wieder anspornte: "Wir schaffen das." Vernachlässigt allerdings die rechte Seite.

Frank-Walter Steinmeier (1), Mittelfeld: Zeigte ein unglaubliches Laufpensum, ob bei Auswärtsspielen in Kiew, Genf oder Wien. War praktisch überall zu finden und suchte immer wieder nach Lösungen. Nicht immer mit Erfolg. Schuf so aber Räume, in die andere vorstoßen konnten. Dabei agierte er besonnen und mannschaftsdienlich. Hat ebenfalls das Zeug zum Kapitän.

Wolfgang Schäuble (1), Mittelfeld: Dass die Null so lange stand, war auch ihm zu verdanken. Genial seine Doppelpässe mit Angela Merkel im Griechenland-Spiel. Während Merkel die ordnende Kraft ist und Steinmeier der Arbeiter, ist er der strategische Kopf im Zentrum. Zusammen bilden die Drei das beste Mittelfeld Europas. Auch Schäuble könnte Spielführer sein.

Sigmar Gabriel (5), Sturm: Kleines, dickes Sigmar hat wenig Ausdauer und hält selten taktische Disziplin. Vergab zum Beispiel einen Steilpass von Steinmeier in Teheran mit einer überhasteten Aktion. Seine Neigung zu Fehlpässen, Eigentoren und Interviewer-Beschimpfungen in der Mixed-Zone steht einer besseren Beurteilung wohl auch künftig entgegen.

Andrea Nahles (2), linker Flügel: Schlug Zauberpässe. Setzte die abschlagsfreie Rente mit 63 und den Mindestlohn innerhalb des Teams durch. Wurde zum Mannschafts-Star. Später ließ der gute Eindruck etwas nach. Es kam zu Fehlpässen. Siehe Arbeitsschutz. Mit der Reform von Leiharbeit und Werksverträgen liegt der Ball jetzt wieder vor ihr. Neues Spiel, neues Glück.

Alexander Dobrindt (5), rechter Flügel: Spielt selten mannschaftsdienlich, fühlt sich immer noch zu stark mit seinem Heimatverein verbunden. Verrennt sich in sinnlosen Zweikämpfen. In der Europa-League ist er vor allem mit Eigentoren, Foulspiel und schlechten Abgaswerten aufgefallen. Trägt aber die teuersten Trikots und buntesten Schuhe.

Hermann Gröhe, (3) Ersatztorhüter: Zeigte beim Training eine Reihe guter Spieleröffnungen. Versorgungsstärkungsgesetz, Krankenhausreform, Pflegereform, Präventionsgesetz und vieles mehr. Aber meist auf Weisung des Trainers, wenig eigene Kreativität. Blieb sonst eher unauffällig, setzte keine persönlichen Akzente und dürfte deshalb auf der Bank bleiben.

Christian Schmidt (3), Verteidigung: Kommt selten zum Einsatz und agiert dann sehr unauffällig. Die meisten Gegner wissen gar nicht, dass er auf dem Spielfeld steht. Kann bei längerem Spielverlauf ein Vorteil sein. Leistete sich anfänglich manchen Flop. Inzwischen hat er mehr Sicherheit, gerade bei Aktionen auf dem Acker. Allzweckwaffe auch für andere Positionen.

Johanna Wanka (4), Verteidigung: Trainiert am liebsten im Verborgenen, fällt selten auf. Hat aber für die Nachwuchskicker deutlich mehr Geld und bessere Trainingsbedingungen ausgehandelt. Seitdem ist ihr etwas die Puste ausgegangen. Und es hat nicht den Anschein, dass sie in dieser Saison an vergangene Leistungen anknüpfen wird.

Gerd Müller (2), Mittelfeld: Müller vor, noch ein Tor. Niederlagen machen ihm zu schaffen, dann peinigt ihn der Weltschmerz. Treffen die anderen den Ball nicht, ist das für ihn gleich die Apokalypse. Spielt mit Herz und Verstand. Außerdem hat er noch Ideale - eine Welt ohne Hunger, das ist möglich, sagt er immer wieder. Könnte dafür einen Gehaltszuschlag aushandeln.

Barbara Hendricks (3), Sturm: Schien lange damit zufrieden, dem Kader überhaupt anzugehören. Bis auf ein paar Einzelaktionen ohne Widerhall. Wurde von Merkel, Steinmeier oder Schäuble selten angespielt und von Gabriel ignoriert. Als sie beim Match in Paris eingewechselt wurde, nutzte sie ihre Chance. Pluspunkt: Legt auf die Kohle nicht so viel Wert.has/vet/wk

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