Ein fieser, aber ungefährlicher Erreger

Dass es im Winter gehäuft zu Norovirus-Infektionen kommt, ist normal. Doch dieses Mal sind mehr Menschen davon betroffen als sonst. Warum das so ist und wie man sich schützen kann - der TV gibt Antworten darauf.

Was ist das Norovirus?

Es gibt nicht das eine Virus, sondern verschiedene Arten, mit denen sich auch Tiere, etwa Schweine, Rinder, Mäuse oder auch Meeresfrüchte infizieren können. Das Norovirus ist winzig klein und selbst unter einem Mikroskop nur schwer zu erkennen. Es ist gerade mal 37 Nanometer groß, das entspricht dem 37 Millionstel eines Millimeters. Entdeckt wurde das Virus 1968 bei einer Epidemie im amerikanischen Norwalk.

Wie kommt das Virus in den Körper?

Das hochansteckende Virus wird von Mensch zu Mensch übertragen. Bereits zehn Viren reichen zum Krankwerden. Eine Infektion kann erfolgen, wenn Gegenstände angefasst werden, auf denen sich Noro-Viren befinden, etwa Türklinken, Gläser, Tassen, Toilettendeckel oder auch Computertastaturen. Auch der Kontakt mit Erbrochenem etwa von erkrankten Kindern kann zur Ansteckung führen. Auch beim Toilettengang kann das Virus an die Hand gelangen und von da aus in den Mund.

Wie verläuft eine Infektion?

Zwischen einer Ansteckung und dem Ausbruch einer durch Noroviren verursachten Magen-Darm-Grippe vergehen in der Regel zwischen sechs und 50 Stunden. Zumeist kommt es dann zum Erbrechen und heftigem Durchfall. In der Regel ist die Erkrankung spätestens nach drei Tagen überstanden. Zumeist verläuft die Infektion harmlos. Gefährlich kann sie aber für Kleinkinder und Ältere werden, da durch den Durchfall ein Flüssigkeitsverlust entsteht. Es besteht die Gefahr der Austrocknung des Körpers.

Wie kann man sich schützen?

Der beste Schutz ist regelmäßiges Händewaschen. Experten empfehlen: 30 Sekunden lang die Hände mit einer neutralen Seife zu säubern - auf jeden Fall nach jedem Gang auf die Toilette.

Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz empfiehlt die regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Türklinken oder auch Telefonhörern. Eine Impfung oder vorbeugende Medikamente gibt es nicht.

Treten Noro-Viren nur im Winter auf?

Nein. Eine Infektion ist zu jeder Jahreszeit möglich. Aber im Winter ist das Immunsystem des Körpers ohnehin geschwächt, und die trockene und kalte Luft fördert die Verbreitung des Virus. Dieses ist übrigens außerordentlich widerstandsfähig.

Forscher haben herausgefunden, dass das Norovirus selbst bei extremen Temperaturen zwischen Minus 20 und plus 60 Grad überlebt.

Warum ist das Noro-Virus in dieser Saison besonders aggressiv?

"Winter mit sehr vielen Norovirus-Infektionen hat es auch in der Vergangenheit schon gegeben. Die vorletzte Saison im Winter 2014/2015 war auch eine sehr starke", sagt Achim Ginkel vom Landesuntersuchungsamt (LUA) in Koblenz. Diesmal scheint sich aber der grassierende Virustyp von dem der Vorjahre zu unterscheiden. Das für die Gesundheitsüberwachung in Deutschland zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) hat bereits im Dezember berichtet, dass eine neue Variante für einen ungewöhnlich frühen und vermehrten Ausbruch der Infektionen verantwortlich ist. Der Typ sei nicht gefährlicher, aber das menschliche Immunsystem erkenne die Variante noch nicht, so das RKI.

Müssen Noro-Erkrankungen gemeldet werden?

"Früher waren auch Einzelfälle meldepflichtig, inzwischen müssen nur noch dann Fälle gemeldet werden, wenn Personen, die mit Lebensmitteln arbeiten, davon betroffen sind", sagt Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamtes. "Oder auch bei Häufungen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern, Kindergärten und Altenheimen. Und wenn die Viren im Labor nachgewiesen wurden." Weil Ärzte bei normal verlaufenden Magen-Darm-Erkrankungen häufig keine Stuhluntersuchung veranlassten, könne man über die tatsächliche Zahl der Infektionen nichts sagen.
Extra

Über 200 Noro-Infektionen wurden in den vergangen drei Monaten in der Region gemeldet. Die meisten davon im Dezember. Noch ist der Höhepunkt der Infektionswelle nicht überstanden. Aus dem Vulkaneifelkreis wird ein deutlicher Anstieg der Infektionen gemeldet. Die erste Januar-Woche sei vergleichsweise ruhig verlaufen, heißt es aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm, es gebe nur vereinzelte Meldungen von Neuinfektionen. Ausbrüche in Heimen oder Kitas wie Ende vergangenen Jahres habe es nicht gegeben. Die Situation in den Kitas habe sich wegen der Ferien entspannt, heißt es auch aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich. wie

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