Ein General als Geheimwaffe

WASHINGTON. Ex-General, Kommentator und nun Präsidentschaftskandidat: Wesley Clark tritt als zehnter Kandidat der Demokraten an und möchte George W. Bush im kommenden Jahr beerben. Dabei stehen seine Chancen gar nicht mal so schlecht.

Für die Europäer ist der 58-jährige Wesley Clark ein bekanntes Gesicht. Als früherer Nato-Oberbefehlshaber leitete der General besipielsweise im Jahr 1999 die Militärkampagne der Alliierten auf dem Balkan, bei der Serbiens Ex-Präsident Slobodan Milosevic besiegt und die ethnischen "Säuberungsaktionen" im Kosovo beendet wurden.Weißes Haus statt Rentnerdasein

Nun zieht Clark in die nächste Schlacht - auf politischer Ebene. Vergangene Woche erklärte er zunächst, seine ganzen Sympathien würden der demokratischen Partei gelten. Und dann gab der Mann, der im US-Fernsehsender CNN als Dauergast militärische Entwicklungen zu kommentieren pflegt, im Bundesstaat Arkansas bekannt: Er wird als zehnter Kandidat der Demokraten den Kampf gegen US-Präsident George W. Bush im Präsidentschafts-Wahljahr 2004 aufnehmen. Geht es nach jenen, die den drahtigen Offizier persönlich kennen, stand für Clark die Marschroute seit langem fest: Sie soll nicht in ein gemütliches Rentnerdasein, sondern ins Weiße Haus führen. Doch welche Chancen hat Clark, über dessen finanzielle Unterstützung die Öffentlichkeit bisher rätselt und der über keine praktische politische Erfahrung verfügt? "Die Demokraten benötigen angesichts der Weltlage eine Figur, die sich im militärischen Bereich bestens auskennt", sagt beispielsweise der amerikanische Politikwissenschaftler Roger Kersh, und auch der demokratische Abgeordnete Davis Travis stimmt ihm zu: "Die Republikaner werden versuchen, im Wahlkampf George W. Bush in eine Amerika-Flagge einzuwickeln. Doch von den Demokraten kann sich keiner patriotischer präsentieren als Wesley Clark." Für den früheren Vier-Sterne-General könnte auch sprechen, dass zwar Howard Dean, der Gouverneur des Bundesstaates Vermont, unter den demokratischen Bewerbern nach Meinungsumfragen führt, doch 50 Prozent der Parteimitglieder gaben gerade erst gegenüber Demoskopen ihrer Hoffnung Ausdruck, dass noch andere Kandidaten auftauchen mögen. Beim Reizthema Irak hatte sich Clark frühzeitig auf Bush und auch Verteidigungsminister Donald Rumsfeld eingeschossen: Das Weiße Haus habe die Weltöffentlichkeit über die Kriegsgründe getäuscht, würde unnötigerweise amerikanische Soldaten opfern und habe keine schlüssige Strategie für die Zeit nach den Kämpfen, lautete bereits zu Beginn der Invasion die Anklage des Mannes, der dem Militär seine Lebens-Karriere verdankt.Traumkandidat und Alptraum für Bush

Hatten zunächst Rumsfeld und Co. Clarks Äußerungen noch als Meinung eines "Fernsehsessel-Generals" abgetan, der den Bezug zur Realität verloren habe, so scheint die Entwicklung der letzten Monate dem Gescholtenen Recht zu geben. Das US-Monatsmagazin "Atlantic Monthly" hat Wesley Clark jetzt sogar als "Traumkandidaten" bezeichnet - und nicht wenige Demokraten glauben mittlerweile, dass für George W. Bush die Amtsbewerbung Clarks zum Alptraum werden könnte.

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