Ein Gesicht spricht Bände

Im Konrad-Adenauer-Haus hingen gestern Abend die Mundwinkel tief. Bei den Christdemokraten machte sich Frust über den Wahlausgang in Hessen breit.

Berlin. (has) Ein Gesicht, das Bände spricht - das von Ronald Pofalla. Als der CDU-Generalsekretär im Konrad-Adenauer-Haus kurz vor 18.30 Uhr um die Ecke rauscht, hängen die Mundwinkel tief, die Wangen sind gerötet. So sieht jemand aus, der enttäuscht und richtig angefressen ist. Einer der weiß, zumindest der Ausgang einer Landtagswahl wird für die Bundespolitik nicht ohne Folgen bleiben. Was tun? Pofalla redet vorne auf dem Podium vor allem darüber, was keinen wirklich interessiert, weil das Ergebnis nicht überrascht hat: Er spricht über Niedersachsen, über den Wahlerfolg von CDU-Ministerpräsident Christian Wulff und darüber, dass es "in Deutschland möglich ist, für eine bürgerliche Mehrheit zu sorgen". Und das Debakel in Hessen? Eine Randnotiz. "Hessen war immer ein knappes Land", resümiert Pofalla. Basta. Prinzip Hoffnung. 15 Sekunden vor der ersten Prognose wird es ganz still in der vollen CDU-Parteizentrale. Polit-Promis sind sicherheitshalber lieber weggeblieben. Als die Zahlen über die Bildschirme flimmern, bleibt so manchem die Hessische Bohnensuppe mit Frankfurter Würstchen im Halse stecken; erst einmal einen kräftigen Schluck vom "Äppelwoi", der bei der CDU gereicht wird. "Das ist Roland Kochs Dummheit", kommentiert ein frustrierter Parteigänger, als er die herben Verluste der Union von rund zwölf Prozent in Hessen sieht. CDU-General Pofalla sieht dies etwas anders, er spricht davon, dass die Innere Sicherheit eine "Kernkompetenz" der Union sei. "Wir werden dieses Thema weiter aufrechterhalten", kündigt er für den Bundestagswahlkampf 2009 an. Heute bei der Gremiensitzung der Bundes-CDU wird es um die Folgen insbesondere des hessischen Wahl-Debakels für den Bund gehen - zumal Bundeskanzlerin Angela Merkel sich den Terminkalender extra freigeschaufelt hatte, um gerade Koch im Wahlkampf unter die Arme zu greifen. Die erste Hochrechnung aus Hessen wird im Konrad-Adenauer-Haus angesichts der Gewissheit eines verlustreichen Ergebnisses eher beiläufig zur Kenntnis genommen. Mäßig fällt auch nur der Applaus aus, als Pofalla später den Wahlerfolg des Niedersachsen Wulff lobt. Die Zahlen der Linken werden mit lautem Entsetzen aufgenommen. Über eines wird jedoch überraschend ausgiebig diskutiert, und zwar, was aus einem möglichen Wahlverlierer Roland Koch werden könnte: "Das Schröder-Modell, wer verliert, wechselt in die Bundespolitik", stichelt ein Christdemokrat - und nippt an seinem norddeutschen Bier.

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