Ein Herz für Frauen

In genau einer Woche, am 8. März, wird wieder der Internationale Frauentag gefeiert. Die Landesregierung und Ministerpräsident Kurt Beck demonstrieren schon vorab ihr Herz für Frauen. Der Regierungschef unterstreicht eines der wichtigsten politischen Ziele der Sozialdemokraten, die Gleichstellung von Frauen und Männern, am Dienstag mit einem Besuch in Trier beim Modehaus Marx.

Dies sei ein traditionsreiches Unternehmen mit überwiegend weiblichen Mitarbeitern, das "zahlreiche, sehr individuell gestaltete familienorientierte Maßnahmen" umsetze, heißt es lobend in einer Einladung zum Fototermin. Gut möglich, dass Beck visuelle Akzente setzen will, indem er sich mit netten Damen umgibt. Schließlich darf man das Feld nicht kampflos der CDU-Herausforderin Julia Klöckner überlassen, eine fotogene junge Dame, die derzeit das Land bereist und mediale Aufmerksamkeit genießt. Kurt Beck darf freilich für sich in Anspruch nehmen, dass er auch in der täglichen politischen Arbeit auf weibliche Kompetenz und Einfallsreichtum baut. Immerhin sind drei Ministerinnen tragende Säulen seines Kabinetts. Eben dieses Trio - Arbeitsministerin Malu Dreyer, Bildungsministerin Doris Ahnen und Umweltministerin Margit Conrad - tritt kommende Woche ebenfalls vor die Presse. Die Damen wollen die erzielten Fortschritte, die aktuellen Schwerpunkte und die weiteren Herausforderungen der Gleichstellungspolitik aufzeigen. Trotz aller Erfolge, wie die Bildungsabschlüsse von Frauen und ihre Teilnahme am Arbeitsmarkt zeigten, sei die volle Gleichstellung noch längst nicht erreicht, kritisieren sie. Womit sie zweifellos recht haben. Allerdings drängt sich die Frage auf, warum es den in der Zeit des Ersten Weltkriegs entstandenen Weltfrauentag mit all seinen Begleiterscheinungen überhaupt noch gibt. Wie sagte die luxemburgische EU-Kommissarin Viviane Reding vor zwei Jahren, als sie dessen Abschaffung forderte: "Solange wir einen Frauentag feiern müssen, heißt das, dass wir keine Gleichberechtigung haben."

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