Ein kleiner Schritt

Ein kleiner Schritt für Eltern, ein großer für die Politik. Sicherlich gibt es einige Gründe, das Elterngeld zu kritisieren: Mit einer Laufzeit von etwas mehr als einem Jahr ist es ziemlich knapp bemessen, zumal es noch immer an Betreuungsmöglichkeiten für die unter Dreijährigen mangelt.

Die Koppelung an das Einkommen benachteiligt Hausfrauen und Geringverdiener. Und ob die Vätermonate tatsächlich dazu führen, dass mehr Männer kurzzeitig Job gegen Wickeltisch tauschen, muss sich erst noch zeigen. Denn das Gesetz ändert nichts an der Einstellung vieler Unternehmen: Job geht vor Familie, Kinder sind hinderlich für die Karriere. Hier muss ein Gesinnungswandel einsetzen, ohne den jede gut gemeinte politische Initiative ins Leere läuft. Trotz schwerer Geburt und einiger Kinderkrankheiten sollte man das Elterngeld jedoch nicht in Bausch und Bogen verdammen. Es zeigt immerhin: Die Politik beginnt zu begreifen, dass Familien stärker unterstützt werden müssen. Was unter Kanzler Schröder noch Gedöns war, wird zumindest ansatzweise zu einer echten Familienpolitik. Es ist der Hartnäckigkeit der smarten Familienministerin zu verdanken, dass sie die von der SPD geborene Idee gegen die Betonköpfe aus den eigenen Reihen durchsetzen konnte. Doch es ist eben nur ein kleiner Schritt, ein Tropfen auf den heißen Stein. Noch immer ist Familienpolitik in erster Linie Wirtschaftspolitik: Frauen sollen so schnell wie möglich wieder in den Job, um die Volkswirtschaft anzukurbeln. Was weiterhin fehlt, ist eine Politik für Kinder. b.wientjes@volksfreund.de

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