Ein Kreis prescht vor

Die Wohlstandsgesellschaft Deutschland, stolzer Inhaber eines der dichtesten sozialen Netze der Welt, erlebt zurzeit eine "nationale Katastrophe" - so bezeichnet die Deutsche Kinderhilfe die Misshandlung kleiner Kinder.

Dieser Begriff trifft die Sache nicht, denn Kindesmisshandlung ist natürlich kein nationales Problem. Diese Aussage ist eher ein Zeichen der Hilflosigkeit. Die Kinderhilfe hat wohl versucht, Taten in Worte zu fassen, die sich dem normalen verbalen Spektrum entziehen. Für Kinderleichen in Kühlschränken gibt es eben keine Synonyme. Situationen wie diese sind ein ideales Fundament für politischen Aktionismus, sogar für Hexenjagden. Doch erfreulicherweise finden derartige Dinge dieses Mal nicht statt. Familienministerin von der Leyen, die qua ihres Amtes gar keine andere Wahl hat, als zu reagieren, will eine der Hauptursachen familiärer Tragödien bekämpfen. Die Institutionen - und zwar alle - im Umfeld einer Problemfamilie sollen zusammenarbeiten, Informationen austauschen, gezielt beobachten und analysieren. Ein ehrgeiziges Ziel für ein Umfeld, in dem die linke Hand oft nicht weiß, wo die rechte gerade hingreift. Noch erfreulicher ist die Bereitschaft des Landkreises Trier-Saarburg, eine eigene Initiative zu starten und nicht darauf zu warten, dass Bund oder Land ein Schema vorlegen. Trier-Saarburg will es selbst machen und investiert Zeit, Geld und Personal, anstatt über leere kommunale Kassen zu jammern. Eine starke Leistung. j.pistorius@volksfreund.de

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