Ein Makel bleibt
Was wurde dem 50-jährigen Polizisten nicht alles vorgeworfen: Er habe sich als Gauleiter bezeichnet, habe Nachbarn und Mieter mit Hitlergruß antreten lassen, mit einem Blutbad im idyllischen Gaytal soll er gedroht haben, braunes Gedankengut bei Grillabenden verbreitet haben. Schwerwiegende Vorwürfe gegen einen bis dahin unbescholtenen, biederen Beamten. Vorwürfe, die ihn als Privatmann und als Polizisten ruinieren können. Daher konnte die Staatsanwaltschaft gar nicht daran vorbei, die Ermittlungen aufzunehmen. Hätte sie es nicht getan, hätte sie sich zu Recht dem Vorwurf ausgesetzt, Polizisten würden anders behandelt wie andere Bürger. Doch gerade aufgrund der massiven Anschuldigungen und vor allem wegen der Tatsache, dass die Belastungszeugen fast alle eine kriminelle Vorgeschichte hatten, hätte in den vier Jahren sorgfältiger ermittelt werden müssen. Mit Ansage brachen die Anklagepunkte bezüglich Volksverhetzung wie ein Kartenhaus zusammen. Die gestern verhängte Geldstrafe gegen den unbestreitbar naiven Polizisten geht in Ordnung. Ein Kind hart anzupacken und Dienstfahrten mit Auszubildenden für private Angelegenheiten zu missbrauchen - solche Dummheiten darf sich ein Beamter nicht leisten. Die Karriere hat er sich durch eigenes Verschulden wohl vermasselt. Auch wenn die schwer wiegenden Vorwürfe nicht nachweisbar sind, ein Makel bleibt auf jeden Fall. b.wientjes@volksfreund.de