Ein Mann mit "Rudi-Carrell-Dialekt"

Ein gebürtiger Holländer will ab Ende September im deutschen Bundestag sitzen. Der Landwirt tritt in Sachsen-Anhalt für die CDU an.

 Kees de Vries. Foto: privat

Kees de Vries. Foto: privat

Berlin. (has) Die Sache mit dem Wohnwagen, den ja angeblich alle Holländer besitzen, ist rasch abgehakt: "Ich habe davon gehört, ich habe aber keinen", lacht Kees de Vries. Gut, dann noch schnell zum Fußball und zur ewigen Konkurrenz zwischen den Deutschen und den Holländern: "Seit ich in Deutschland wohne, interessiere ich mich nicht mehr für Fußball", grinst der 53-Jährige.

Wenn all die Vorurteile, die der eine über den anderen so pflegt, tatsächlich eine Rolle spielen würden, "wäre ich nicht Direktkandidat". Ist er aber: de Vries ist der erste gebürtige Holländer, der für den Deutschen Bundestag kandidiert. Zumindest kennt niemand einen anderen. Und seine Chancen, ins Parlament einzuziehen, stehen mehr als gut.

Sachsen-Anhalt, Wahlkreis 72, Bernburg-Bitterfeld-Saalkreis, dort tritt der Vater von sechs Kindern für die CDU an. Mit starker Konkurrenz: Kein Geringerer als SPD-Mann Klaas Hübner, der sich in Berlin einen Namen als Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises gemacht hat, ist einer seiner Kontrahenten. Doch de Vries, erst seit vier Jahren Deutscher, ist selbstbewusst: "Die anderen sollen mal zusehen, wie sie mich schlagen." Dass er sich durchsetzen kann, hat er bewiesen: Denn zugleich belegt er Listenplatz drei auf der CDU-Landesliste. Er verdrängte den Bundestagsabgeordneten Bernd Heynemann, früherer Fifa-Schiedsrichter.

"Kees de Vries spricht unsere Sprache" - damit wirbt er im Internet. "Mein wunderbarer Rudi-Carrell-Dialekt hilft mir, ich bin akzeptiert und angekommen", sagt der Landwirt. Kommunalpolitisch und ehrenamtlich überaus aktiv, stellte er sich dann irgendwann die Frage: "Warum soll ich nicht Deutscher werden?". Am 7. Juni 2005 war es soweit, da gab er seinen holländischen Pass ab und bekam dafür den der Bundesrepublik. Ohne wäre eine Kandidatur für den Bundestag auch nicht möglich gewesen. Einen Einbürgerungstest musste der Landwirt nicht absolvieren, den gab es damals noch nicht. "Ich habe ihn schon spaßeshalber gemacht, ich hätte es geschafft", ist sich de Vries sicher.

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