Ein Nachfolger für Schulz drängt sich derzeit nicht auf

Brüssel · Als Grüner ist Reinhard Bütikofer bei einem Roten parteipolitisch nicht unbedingt befangen. Umso vielsagender ist sein Kommentar zum Entschluss von Martin Schulz (SPD), von der Europa- in die Bundespolitik zu wechseln.

"Martin Schulz ist zu loben. Er geht." In seiner zweiten Amtszeit als Parlamentspräsident habe er, so Bütikofers Begründung, so viele Abgeordnete gegen sich aufgebracht, "dass eine zweite Wiederwahl unmöglich geworden war".
Auch bei den Christdemokraten sind viele erleichtert. Allen voran, auch wenn er es so nicht sagt, der Chef der größten Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (CSU). Seine Abgeordneten, zumal die deutschen, verlangen von dem 44-Jährigen, dass er im Januar einen Konservativen auf den Chefsessel im Europaparlament bringt. Fünf Jahre war mit Schulz ein Genosse an der Spitze, bis jetzt hat der Aachener damit gespielt, noch einmal zu kandidieren. Für Weber wäre das unangenehm gewesen: Schulz hätte auch bei den Christdemokraten Stimmen geholt. Weber hätte schon einen sehr guten Kandidaten aufstellen müssen, damit der gegen Schulz eine Chance gehabt hätte.
Jetzt, da Schulz keine Ambitionen mehr hat, werden die Sozialdemokraten wohl zu ihrem Wort stehen. Sozialdemokraten und Christdemokraten, die zusammen 405 von 751 Abgeordneten stellen, haben zu Beginn der Wahlperiode eine Zusammenarbeit im Europaparlament verabredet: dass nach zweieinhalb Jahren der Posten wechselt und die Christdemokraten den Parlamentspräsidenten bestimmen. Es gibt drei Christdemokraten, denen Interesse nachgesagt wird: die Irin Mairead McGuinness, der Franzose Alain Lamassoure und der Italiener Antonio Tajani. Wer es wird, oder ob sich Weber zu einer Kandidatur durchringt, ist offen. Markus Grabitz

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