Ein neuer Anspruch von Rot-Grün: Mehr gemeinsames Lernen im Land

Mainz · Eltern mit behinderten Kindern sollen sich künftig frei zwischen Regel- oder Förderschule entscheiden können. Zu diesem "uneingeschränkten Wahlrecht" hat sich die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Ahnen zum Start des neuen Schuljahres bekannt.

Mainz. Vor allem die rheinland-pfälzischen Grünen wollen das gemeinsame Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern (Inklusion) im Land stärker ausbauen. Damit der Anspruch von Rot-Grün keine graue Theorie bleibt, wird das Netz von Schwerpunktschulen enger geknüpft. Dort lernen Kinder mit und ohne Beeinträchtigung schon jetzt zusammen.
Landesbildungsministerin Doris Ahnen (SPD) kündigte gestern an: "Zum neuen Schuljahr stoßen 26 Schulen zum Kreis der Schwerpunktschulen hinzu. Dieser umfasst mit insgesamt 255 Schulen landesweit dann 143 Grundschulen und 112 weiterführende Schulen."
Die Ministerin will "bei diesem sensiblen Thema" behutsam vorgehen. "Eine gewisse Wohnortnähe haben wir mit unseren Angeboten bereits erreicht", erläuterte sie. Ahnen weiß auch, dass es bis zu einem flächendeckenden Angebot an inklusiven Schulformen noch ein weiter Weg ist. Die Förderschulen, früher Sonderschulen genannt, sollen zu Kompetenzzentren ausgebaut werden, die über die eigenen vier Wände hinaus begleitend und beratend tätig werden.
Ingesamt betrachtet ist der Schülerrückgang in Rheinland-Pfalz geringer ausgefallen als ursprünglich prognostiziert. Statt 13 000 Schülern weniger registrierten die Schulstatistiker nur ein Minus von 10 000 Schülern. Offenbar kompensieren Einwanderer einen Teil der Einbußen. Zudem streben mehr Schüler als erwartet einen höheren Bildungsabschluss an - zum Beispiel die mittlere Reife. Daher bleiben sie zwangsläufig länger auf der Schule.
Leistungsnachweise sollen künftig flexibler gehandhabt werden - etwa verstärkt durch mündliche Prüfungen. Die Konsequenz: Die Schüler der Klassen 5 bis 10 können sich im neuen Schuljahr auf weniger Klassenarbeiten freuen. Vor allem in Deutsch, Latein und Mathe sinkt die Schlagzahl. Bildungsministerin Ahnen: "Dadurch soll den Schülern mehr Spielraum für individuelle Förderung geben werden." Vor allem der rheinland-pfälzische Deutschlehrerverband hatte hartnäckig auf weniger Klassenarbeiten gedrungen.
Mit dem neuen Schuljahr, in dem 33 000 Erstklässler erstmals die Schulbank drücken, sind jetzt alle Schulformen in die Schulbuchausleihe einbezogen. Auch die Grundschulen wurden mittlerweile integriert. Im vergangenen Schuljahr haben 233 000 Schüler Schulbücher ausgeliehen. Davon mussten die Eltern von 98 500 Schülern keinen Cent bezahlen.

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