Ein Problem mehr

TRIER. Der Bund spart weiter nun auch bei den Zivildienstleistenden. Die gestern im Bundestag verabschiedete Gesetzesänderung, nach der die Beschäftigung von Zivis künftig deutlich geringer bezuschusst wird, trifft auch soziale Einrichtungen in der Region hart. Der Club Aktiv in Trier zum Beispiel wird voraussichtlich Stellen abbauen.

"Die Kürzungen bei den Zivi-Zuschüssen sind ein Problem", sagt Heinz Hörter, stellvertretender Geschäftsführer des Bezirks Rheinland-Hessen-Nassau der Arbeiterwohlfahrt (Awo), der auch die Awo Trier angehört. Er könne die Auswirkungen derzeit allerdings noch kaum abschätzen. Das gestern vom Bundestag beschlossene Gesetzesvorhaben sei erst vor wenigen Tagen bekannt geworden. "Wir wissen noch nicht, wie wir damit umgehen sollen", sagt Hörter. Es werde wohl Einschnitte geben. "Wir werden uns in den kommenden Tagen mit allen Beteiligten zusammensetzen und beraten." Auch bei der Berufsfeuerwehr Trier ist man zunächst ratlos. "Wir müssen uns erst mit diesen neuen Gegebenheiten auseinandersetzen", erklärt Dienststellenleiter Herbert Albers-Hain, der derzeit acht Zivis beschäftigt. "Wir sterben nicht von dieser Gesetzesänderung", meint Matthias Schwind, Kreisgeschäftsführer beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Trier. Doch er beklagt die "in kleinen Dosen verabreichten Schwierigkeiten" für die auf Zivildienstleistende angewiesenen Einrichtungen. Jede einzelne Änderung für sich genommen sei nicht so schlimm, dass man deshalb aufgebe. "Aber die Schlinge zieht sich zu." Es bleibe immer weniger Zeit zum Beispiel dafür, dass der mobile Essensdienst Hilfsbedürftigen auch mal den Tisch decke. Einige Dienstleistungen seien ohne Zivis schlicht unbezahlbar, sagt Schwind etwa Senioren zum Sport abzuholen und wieder nach Hause zu bringen, oder die Begleitung von Krankenschwestern im mobilen Dienst, wenn ein "90-Kilo-Mann" zu heben sei. Schwind hofft nun auf den Erfolg einer geplanten Werbeaktion von Fördermitgliedern für das DRK. "Das ist kein Sprengsatz, aber eine zusätzliche Belastung", kommentiert auch Hubert Oos, Einsatzleiter im Bereich häusliche Hilfe beim Club Aktiv in Trier, die Gesetzesänderung. Dass sein Verein auch in Zukunft so wie jetzt 82 Zivis beschäftigt, hält Oos für unwahrscheinlich. "Einige Stellen werden wohl entfallen", kündigt er an. Konkrete Zahlen hat natürlich auch der Club Aktiv noch nicht. "Um eine Hausnummer zu nennen: fünf", sagt Oos. Auch über andere Sparmöglichkeiten müsse nachgedacht werden, erklärt der Einsatzleiter. Im Kindergarten etwa könne man versuchen, mit Praktikanten statt mit Zivis zu arbeiten. "Damit steigt aber die Zahl der Wechsel. Die Frage ist, welche Auswirkungen das auf die Förderung der behinderten Kinder hat. Für viele von ihnen ist es sowohl emotional als auch geistig schwierig, Wechsel zu bewältigen."

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