Wehrtechnik Ein Puma mit vielen Problemen

Trier/Kabul · Die deutschen Soldaten werden in Afghanistan vorerst auf einen modernen Panzer verzichten müssen. Denn der neue Puma wird frühestens 2014 fertig. Laut Ministerium sind verschiedene technische Probleme aufgetreten. Getestet wird der Panzer in Trier.

Schützenpanzer Puma mit Problemen
Foto: fgg

Unaufhaltsam wälzt sich Kampfpanzer Leopard 2 über die Testpiste. Mit grollendem Motor überwindet er Buckel um Buckel mit einem rhythmischen Rumpeln - als wäre es bloß ein Spiel. Dabei wird in der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 41 auf dem Trierer Grüneberg für den Ernstfall getestet. Für die Kriege, die da kommen könnten.
Die Gäste sind beeindruckt vom Können des Leopard. Unter ihnen ist an diesem Tag im Juli 2012 auch Verteidigungsminister Thomas de Maizière. Er ist da, um den Trierern zu verkünden, dass in ihren Standort viele Millionen Euro investiert werden (siehe Extra). Wenig später nimmt er fürs Foto strahlend in einem Schützenpanzer Puma Platz, der seit 2007 ebenfalls in Trier getestet wird. Bis zu sechs der neun existierenden Exemplare sind in der Römerstadt auf dem Prüfstand.

350 sind bestellt. Denn der kleine, wendige, stark gepanzerte und schlagkräftige Puma soll den alten Marder (Baujahr 1971) ablösen. Demonstriert werden die Fähigkeiten des weltweit teuersten Schützenpanzers an diesem Tag allerdings nicht. Womöglich mit gutem Grund.

"Das Ding schießt nicht gerade."

Unabhängig voneinander berichten mehrere Insider dem Volksfreund, dass der Panzer Mängel habe. Er laufe seit Jahren nicht so, wie er solle. Ein Hauptproblem scheint das Gewicht zu sein: Das Fahrwerk sei viel zu schwach, sagt ein Insider. Auch der Motor mache Probleme. Einem anderen Informanten zufolge sollen veraltete Elektrokomponenten schuld daran sein, dass der Puma nicht die gewünschte Leistung bringt. Zudem sagt er, die Kamera löse nachts schlecht auf, und: "Das Ding schießt nicht gerade."

Das Bundesverteidigungsministerium geht - nach den Problemen des Puma befragt - nicht ins Detail, gibt aber zu: "Wie bei der Projektierung eines komplexen Kettenfahrzeugs nicht unüblich, traten verschiedene technische Probleme auf. So bedurfte es einer Verbesserung der Agilität des Triebwerks, damit die geforderte Mobilität erreicht wurde." Auffälligste Veränderung am Fahrwerk: Der Panzer hat inzwischen sechs statt fünf Rollen.
"Bei einem komplexen Waffensystem wie dem Puma muss eine Vielzahl unterschiedlichster, zum Teil gegensätzlicher Anforderungen erfüllt werden", erklärt ein Sprecher. Dies führe zu "komplexen und hochinnovativen" Lösungen.

Es führt allerdings offenbar auch dazu, dass die Kosten explodieren. Lange war von sieben Millionen Euro pro Stück die Rede. Im Juni 2012 berichtete die Financial Times Deutschland, die Kosten seien auf 7,47 Millionen Euro pro Stück gestiegen. Und nun nennt das Ministerium auf Volksfreund-Anfrage einen Preis von zehn Millionen Euro. Die Gesamtkosten sind um 1,2 Milliarden Euro gestiegen: Als der Haushaltsausschuss des Bundestages die Bestellung der Panzer (trotz der Probleme mit Antrieb und Fahrwerk) 2009 genehmigte, sollte das wichtigste Zukunftsprojekt des Heeres "nur" 3,1 Milliarden Euro kosten.

Weniger Panzer für mehr Geld

Daraus sind laut Ministerium nun (inklusive 198 Millionen Euro Entwicklungskosten) 4,3 Milliarden Euro geworden. Und das, obwohl die Zahl der bestellten Puma im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr im Juli 2012 um 55 reduziert wurde.

Schon jetzt haben die Panzer fünf Jahre Verspätung. Ursprünglich war die Nutzung ab 2008 geplant. Bis die ersten Serienfahrzeuge rollen, soll es laut Ministerium 2014 werden. Bis alle geliefert sind 2020. Der Marder wird also länger im Dienst bleiben. Ein Problem ist dies nicht nur, weil die Instandhaltung mit zunehmendem Alter immer teurer wird. Der Wehrbeauftragte hat den Bundestag in seinem Jahresbericht 2012 darauf hingewiesen, dass der Marder wegen mangelnder Sicht nicht für den Nachtkampf geeignet ist. Die Soldaten setzten sich in Afghanistan so dem Dilemma aus, "sich im Falle einer nicht gesicherten Identifizierung feindlicher Kräfte entweder unter Verstoß gegen die Einsatzrichtlinien verteidigen zu müssen, oder sich durch die weitere Annäherung feindlicher Kräfte vermeidbaren Gefahren auszusetzen".

Statt einer Nachrüstung des Marder ist allerdings (jetzt schon) eine Nachrüstung des Puma geplant. Er soll ein "Panzerabwehrlenkflugkörpersystem und eine turmunabhängige Sekundärwaffenanlage" bekommen. Wie viel dies kostet, ist laut Ministerium noch offen. Hintergrund Die Wehrtechnische Dienststelle in Trier