Ein Schatten über Riad

Riad · Die Russland-Affäre begleitet Donald Trump auf seiner ersten Auslandsreise als US-Präsident.

Riad (dpa) Es ist ein Schritt ins Unbekannte, und das mag Donald Trump bekanntlich nicht. Hinaus aus der weiß-hellblauen Air Force One, hinein in die drückende Hitze im knapp 40 Grad heißen Riad. Saudi-Arabien ist der Auftakt zu seiner ersten Auslandsreise als US-Präsident. Doch so wichtig Riad für die Lösung der Probleme in Nahost auch sein mag, Trump wird während der nächsten Tage vor allem ein großes Stück Washington mitschleppen. Über Riad liegt der Schatten der Russland-Affäre. Von dem immensen Druck lässt sich Trump allerdings nichts anmerken, als er kurz vor zehn Uhr Ortszeit neben seiner Frau Melania seinen Fuß auf den roten Teppich setzt. "Ich freue mich, Sie zu sehen", begrüßt ihn König Salman. Der 81-Jährige gibt Trump die Hand. Das Land kann und will nicht verbergen, wie stolz es ist, dass die neue US-Administration das Wüstenland als erste Station Trumps auserkoren hat. Überall in der Stadt strahlen die Konterfeis der beiden Staatsoberhäupter von riesigen Anzeigetafeln. Darunter das Motto "Together we prevail", übersetzt etwa "Zusammen werden wir siegen". Ein Spruch, der sich durchaus in Richtung des saudischen Erzfeindes Iran lesen lässt. Denn um den geht es bei den Gesprächen, die Trump mit dem König sowie dem Kronprinzen und dessen Stellvertreter führt, zuvorderst. Das absolutistisch regierte Saudi-Arabien hat eine Angst, so groß wie sein Schutzbedürfnis: Es fürchtet eine Vormachtstellung des Irans im Nahen Osten. Und in Trump haben die Saudis einen geeigneten Abnehmer dieser Weltsicht gefunden. Auch er sieht den Iran als Bedrohung und sagte in einer Videoansprache vor der Reise: "Viele dieser (muslimischen) Führer haben ihre Sorge über wachsenden Terrorismus, die Ausbreitung radikaler Ideen und die Rolle des Irans bei der Finanzierung von beidem ausgedrückt." Amerika könne nicht alle Probleme alleine lösen, aber die Partner in Nahost unterstützen, um eine größere Rolle im Kampf gegen den Extremismus zu spielen. Die Botschaft an Saudi-Arabien: Wir erwarten mehr Engagement, aber wir sind bereit, euch den Rücken freizuhalten. Zu dieser Strategie passt ein umfangreicher Waffendeal zwischen den USA und den Saudis, der bei dem Besuch verkündet wurde: Die Saudis kaufen Waffen im Wert von 110 Milliarden Dollar. Über die nächsten zehn Jahre sollen weitere 350 Milliarden Dollar hinzukommen. In die gleiche Kerbe schlägt die Absicht Washingtons, den arabischen Ländern ein Militärbündnis nach dem Vorbild der Nato vorzuschlagen. Die Idee: Je stärker die USA die Saudis machen, desto weniger müssen sie bei einer Front gegen den Iran selber tun. Was dabei auf der Strecke bleibt: Vermutlich die Menschenrechte. Experten erwarten nicht, dass Trump die desaströse Situation in Saudi-Arabien prominent ansprechen wird. Auch die Forderung nach einem Ende der verheerenden saudischen Militärintervention im Jemen wird es wohl während des Besuchs nicht geben. Außer acht lässt Trump ebenso das Problem, dass der Export der ultrakonservativen saudischen Lesart des Islams Nährboden für den islamistischen Terror ist. Oder die Vorwürfe, das durch saudisches Geld Dschihadisten finanziert werden. Derweil überschlagen sich in Nachrichten aus Amerika: Die großen Zeitungen und Fernsehsender des Landes überbieten sich mit neuen Enthüllungen zu Trumps angeblichen Russland-Verstrickungen. Außerdem erklärte sich der von Trump gefeuerte FBI-Chef James Comey zu einer Aussage im Geheimdienstausschuss des US-Senats bereit. Trump hatte Comey am 9. Mai überraschend gefeuert. Er sieht sich deswegen Vorwürfen ausgesetzt, er habe Einfluss auf die Russland-Ermittlungen des FBI ausüben wollen. Der New York Times zufolge sagte Trump gegenüber dem russischen Außenminister Lawrow: "Er war verrückt, ein echter Spinner. Ich habe wegen Russland einen großen Druck verspürt. Der ist jetzt weg." Der Druck auf Trump dürfte nun stärker sein als jemals zuvor. KommentarMeinung

Hauptsache, der Gewinn stimmt Kein Zweifel, Donald Trump hat manches Richtige gesagt. Es stimmt, dass die islamischen Länder mehr tun müssen, um das Übel des islamistischen Extremismus zu bekämpfen. Es hat etwas Beruhigendes, wenn er versichert, Amerika wolle andere weder belehren noch ihnen seinen "Way of Life" aufzwingen. Es entspricht ausnahmsweise den Fakten, wenn er betont, dass die Opfer des Terrors zu 95 Prozent Muslime sind. In manchen Passagen klang er kaum anders als Barack Obama, der sich vor acht Jahren in Kairo an die islamische Welt wandte. Nur ist es eben nicht glaubwürdig, wenn solche Sätze ausgerechnet aus seinem Mund kommen. Der Scharfmacher hat Kreide gefressen, allerdings fehlt der Wandlung die Gravitas. Eher verrät sie den Immobilientycoon, der seine Slogans schon immer dem jeweiligen Geschäft angepasst hat, Hauptsache, am Ende stimmt der Gewinn. Dass das Königshaus in Riad 110 Milliarden Dollar lockermacht, um amerikanische Rüstungsgüter zu kaufen, trug sicher dazu bei, den Gast aus Washington freundlich zu stimmen. nachrichten.red@volksfreund.de

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