Ein schöner Erfolg

Als sich die Bundesregierung von einer gesetzlichen Ausbildungsplatzabgabe verabschiedete, war die allgemeine Erleichterung groß. Nicht wenige beschlich allerdings Skepsis, ob der ersatzweise geschlossene Ausbildungspakt zwischen Regierung und Wirtschaft auch wirklich hält, was er verspricht.

Handelt es sich doch ausschließlich um freiwillige Zusagen. Nach der ersten Bilanz sind diese Bedenken mit Sicherheit ausgeräumt. Trotz schwieriger Wirtschaftlage, mit der sich die Hiobsbotschaften über Massenentlassungen besorgniserregend häufen, haben Industrie und Handwerk ihr Versprechen erfüllt und nicht nur neue, sondern auch zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen. Das ist ein Erfolg, den die Gewerkschaften nicht klein reden sollten. Vielen Jugendlichen ist damit freilich nur bedingt geholfen. Wer sich dutzendfach bewirbt und immer wieder Absagen erhält, dem muss die jüngste Erfolgsstatistik sogar wie Hohn erscheinen. Wenn die angebotenen Einstiegspraktika allerdings nur unzureichend genutzt werden, dann wirft das mindestens zwei Fragen auf: Ist das Instrument noch weithin unbekannt, weil es erst seit dem vergangenen Herbst praktiziert wird? Oder verbindet sich damit das Gefühl, doch nur in eine neue Warteschleife zu kommen? Nach dem Ausbildungspakt sollen die Einstiegsqualifizierungen eine Brücke zur Berufsausbildung sein. Für eine entsprechende Bewertung ist es noch zu früh. Ebenso gut könnten Betriebe auch von Mitnahme-Effekten profitieren. Schließlich trägt die Nürnberger Bundesagentur für jeden Platz die Kosten. Wären die Jugendlichen hier tatsächlich nur ungelernte Billigkräfte auf Zeit, muss der Ausbildungspakt noch einmal überdacht werden. nachrichten.red@volksfreund.de

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