Ein wenig Courage

Nein, besonders mutig war die erste "Berliner Rede" Horst Köhlers nicht. Auch enthielt sie kaum Neues. Der Bundespräsident, der seine Rolle noch sucht, hat bei der Premiere eine Provokation vermieden und sich am bildungspolitischen Mainstream orientiert.

Alles, was er über unsere Schulen sagte, kann von fast allen Politikern Partei übergreifend unterschrieben werden. Von Eltern, Lehrern und Schülern sowieso. Der Mangel liegt nicht in der Idee, er liegt in der Praxis der Bildungspolitik. In der Kleinstaaterei, in der Verweigerung, zugunsten der Bildung wirklich Prioritäten zu setzen, auch in verkrusteten Strukturen der Bildungsverwaltung. Die Verantwortlichen für die Mängel hat Horst Köhler lieber nicht so genau benannt. Allerdings, man kennt sie sowieso. Es sind die Bundesländer. Dennoch hat sich der Präsident ein bisschen was getraut. Er hat den Ruf und Rückhalt seines Amtes jenen zur Verfügung gestellt, die Veränderungen an genau dieser miserablen Bildungspraxis in Deutschland einfordern. Die mehr Geld verlangen, mehr Beweglichkeit und strukturelle Reformen. Die Bildung für alle wirklich zum Topthema der Nation machen wollen, mit allen Konsequenzen. Dafür, dass er auf die vielen leichtgewichtigen Sonntagsreden der Politik eine "Berliner Rede" von Gewicht gesetzt hat, dafür muss man Horst Köhler danken. nachrichten.red@volksfreund.de

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