Eindeutige Botschaften auf dem Fernsehschirm

Wende im Prozess gegen einen Mann (59) aus dem Kreis Trier-Saarburg: Der Mann ist wegen Besitzes von Kinderpornos angeklagt. Nun sagt sein Stiefsohn überraschend aus, er habe gesehen, wie der Mann seine Tochter missbraucht habe.

Trier. Warum er fast acht Monate schwieg und niemandem erzählte, was er nach seiner eigenen Darstellung Mitte Februar im Haus seiner Mutter erlebt hat, weiß der 18-Jährige auch nicht so genau. Erst als er am Wochenende den Bericht im TV über den Prozess gegen seinen Stiefvater gelesen habe, habe er sich entschlossen, "auszupacken", sagt er. Der Sachstand im Prozess: Der 59-Jährige soll 27 kinderpornografische Bilder mit seinem Handy empfangen und verschickt haben. Zunächst war er auch angeklagt, seine zehnjährige Tochter missbraucht und sie per SMS Männern angeboten zu haben. Dafür fanden sich während des Prozesses keine Hinweise. Daraufhin hat die Staatsanwältin diese Anklagepunkte fallengelassen.

Das könnte sich nach dem gestrigen Prozesstag, an dem eigentlich ein Urteil erwartet worden war, wieder ändern. Der 18-Jährige sagt nämlich aus, er habe seinen Stiefvater und dessen Tochter nackt im Bett liegen sehen, als er das Haus besichtigte, das ihm seine Oma vermacht habe. Dort lebt nun seine Mutter mit dem 59-Jährigen und ihren beiden Töchtern. Zu seiner Mutter habe er bis dahin keinen Kontakt mehr gehabt. Er habe im Heim gelebt, seit der Mutter das Sorgerecht für ihn und seine beiden Geschwister entzogen worden sei. Nun muss geprüft werden, ob der Missbrauch der Zehnjährigen, den der junge Mann schildert, in den vorherigen Anklagepunkten enthalten war. Das Gericht hat weitere Zeugen geladen, die die Glaubwürdigkeit des 18-Jährigen belegen sollen.

Im Prozess ist bekanntgeworden, dass der arbeitslose 59-Jährige den Kontakt in die Kinderporno-Szene über den sogenannten SMS-Chat auf Videotext-Seiten von RTL hergestellt haben soll. Auf den Seiten können, nach vorheriger Anmeldung, über kostenpflichtige Handykurzmitteilungen (SMS) Nachrichten veröffentlicht werden, etwa um jemanden kennenzulernen oder Bilder zu tauschen. Bei den meisten der Videotext-Nachrichten handelt es sich um eindeutige Botschaften mit sexuellem Hintergrund, bei denen auch Handy-Nummern veröffentlicht werden.

Die eingehenden SMS würden auf bestimmte Wörter wie rechtsradikale Parolen oder pornografische Begriffe geprüft, sagt ein RTL-Sprecher. "Bei bedenklichen Inhalten sehen wir von einer Veröffentlichung ab." Man arbeite eng mit den Behörden" zusammen. Bei der Senderkette ProSiebenSat1, die ähnliche Angebote hat, heißt es, es sei nicht bekannt, dass sich Pädophile darüber austauschten. Alle eingehenden Nachrichten würden vor Veröffentlichung auf verbotene oder jugendgefährdende Inhalte überprüft.

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